Effektive antiretrovirale Therapien (ART) und die gestiegene HIV-Inzidenz in höheren Altersgruppen haben dazu geführt, dass sich die Anzahl der mit HIV lebenden Menschen seit den 1990er-Jahren etwa verfünffacht hat. Dies bringt Herausforderungen mit sich.

figure 1

© Jelena Stanojkovic / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Typische Erkrankungen älterer Menschen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Neoplasien, metabolisches Syndrom, Osteoporose, Nierenerkrankungen und kognitive Beeinträchtigungen manifestieren sich unter einer ART schneller und intensiver. "Unsere Aufgabe ist es, das kardiovaskuläre und metabolische Profil der Patienten besonders im Blick zu haben", berichtete Prof. Johannes Bogner, leitender Infektiologe an der LMU München. Aus Studien sei bekannt, dass ein erhöhtes Herzinfarktrisiko mit bestimmten HIV-Medikamenten assoziiert ist, aber auch ART-unabhängig durch die vermehrte inflammatorische Aktivität der HIV-Erkrankung zu erklären ist.

Ein wichtiges Thema sei auch die Polypharmazie. Mögliche Neben- und Wechselwirkungen der ART seien deshalb verstärkt zu beachten. Wegen der meist vielen Begleiterkrankungen älterer Menschen mit HIV geht die Tendenz laut Bogner zur nukleosidarmen bzw. nukleosidfreien Therapie.

Führende Todesursache bei HIV-Infizierten sind mit 35% maligne Erkrankungen [1]. Dabei treten auch nicht HIV-typische Tumoren häufiger auf, z. B. Hautkrebs, Lungen-, Kolon- und Analkarzinome. Die Früherkennung von Neoplasien unterschiedlicher Organsysteme sei für HIV-Infizierte deshalb genauso wichtig wie Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen sowie von Sarkopenie und Gebrechlichkeit.

Quellen: [1] Leone et al. Infections. 2011;39:13-20; Fortbildung "Infektiologie Interaktiv", 3./4. Februar 2023 (Veranstalter: MSD)