Mehr Todesfälle -- In der Vorhofflimmern-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie heißt es zur frequenzregulierenden Pharmakotherapie: "Die optimale Zielherzfrequenz ist noch unklar." Dementsprechend gibt es nur eine Klasse-II-Empfehlung, die Ruheherzfrequenz initial unter 110 bpm zu senken. Dass die optimale Zielvorgabe niedriger liegen dürfte, geht aus den Ergebnissen einer dänischen Registerstudie hervor. Danach sind das Herzinsuffizienzrisiko und die Mortalität bei einem Ruhepuls ab 100 bpm signifikant erhöht.

In der Studie wurden die Daten von 7.408 Männern und Frauen ausgewertet, die zwischen 2001 und 2015 mit Vorhofflimmern in einem Kopenhagener EKG- Register erfasst und bereits frequenzregulierend behandelt wurden. Im Mittel waren die Patienten (54% Frauen) 78 Jahre alt, die mediane Ruheherzfrequenz betrug 83 bpm.

Innerhalb eines Jahres wurde bei 9,0% der Teilnehmenden eine neu aufgetretene Herzinsuffizienz diagnostiziert. Mit einer Herzfrequenz von 100-110 bzw. > 110 bpm war das relative Risiko nach Abgleich anderer Einflüsse wie Alter und Komorbidität gegenüber dem Referenz-bereich von 60-79 bpm um 46% bzw. 141% erhöht. Lag der Ruhepuls dagegen zwischen 50 und 100 bpm, wirkte sich das nicht auf das Herzinsuffizienzrisiko aus.

Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich bei der 1-Jahres-Mortalität: Insgesamt starben 11,6% der Patienten, ein erhöhtes Sterberisiko bestand auch hier ab einer Herzfrequenz von 100 bpm: Andere Einflüsse herausgerechnet war es bei Werten von 100-110 bpm bzw. > 110 bpm relativ um 44% bzw. 34% höher als bei einem Ruhepuls im Referenzbereich.

Laut den Studienautoren deuten die Ergebnisse darauf hin, "dass eine moderate Frequenzkontrolle, die auf niedrigere Werte zielt, als sie aktuell in Leitlinien empfohlen werden, mit einer besseren Prognose assoziiert ist". Umgekehrt könnte eine höhere Herzfrequenz unter frequenzregulierender Therapie als Red Flag und klinischer Prädiktor für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz angesehen werden und eine engere Überwachung erforderlich machen.

Quelle: Westergaard LM et al. Europace 2023; doi: 10.1093/europace/euad088