Infektionen mit respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) können v. a. bei Säuglingen und älteren Menschen einen schweren Verlauf nehmen. Impfungen können dieses Risiko reduzieren.

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"In der Erwachsenenmedizin hatten wir RSV bisher nicht auf dem Schirm", sagte Prof. Tino Schwarz vom KMW-Juliusspital in Würzburg. Doch im vergangenen Winter mussten auch ältere Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen von RSV-Infektionen in Kliniken behandelt werden. RSV-Infektionen haben eine höhere klinische Relevanz als die Influenza, so Schwarz. Mit einer RSV-Infektion hospitalisierte Erwachsene entwickelten in einer Studie 2,7-mal so oft eine Pneumonie wie Influenza-Patienten, das Sterberisiko war 1,3-mal so hoch [1]. Das Gesundheitswesen müsse RSV daher beim Thema Prävention auf dem Schirm haben, mahnte Schwarz.

RSV verursachen in der Regel leichte, erkältungsähnliche Symptome, können bei Risikopersonen aber auch schwere Krankheitsverläufe nach sich ziehen. Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben z. B. Menschen mit chronischen pulmonalen oder kardialen Erkrankungen sowie immundefiziente und immunsupprimierte Personen.

Mehrere Impfstoffe in der Entwicklung

Derzeit entwickeln mehrere Firmen Impfstoffe gegen RSV. Für drei dieser Impfstoffe liegen bereits Daten aus Phase-III-Studien vor: für die adjuvantierte Vakzine von GSK, den bivalenten Impfstoff von Pfizer und den mRNA-Impfstoff von Moderna. Die GSK-Vakzine zeigte in der Studie AReSVi-006 bei Erwachsenen ab 60 Jahren eine Gesamteffektivität von 82,6% beim Schutz vor einer RSV-bedingten Erkrankung und von 94,1% beim Schutz vor schweren Krankheitsverläufen [2]. Beim Pfizer-Impfstoff lagen die Zahlen bei 66,7% und 85,7%. Der Moderna-Impfstoff hat eine Gesamteffektivität von 82,4%, sagte Schwarz.

Ende April hat der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur eine positive Stellungnahme für den RSV-Impfstoff von GSK abgegeben. Er soll bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Pfizer hat die Zulassung seines Impfstoffs sowohl für Ältere als auch für Schwangere beantragt. Schwarz hofft, dass die STIKO im Herbst 2023 eine Stellungnahme zur RSV-Impfung abgibt.

Quellen: [1] Ackersen B et al. Clin Infect Dis. 2019; 69:197-203; [2] Papi A et al. N Engl J Med. 2023;388:595-608; Symposium "Die RSV-Infektion: Ein Risiko für alle älteren Erwachsenen oder nur für COPD-Patienten?", Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, 31. März 2023 (Veranstalter: GSK)