Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) werden zu einem großen Teil renal eliminiert. Daher bestehen Bedenken bei ihrer Verabreichnung an Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Doch sind gerade diese für jene Risiken anfällig, derentwegen DOAK verabreicht werden - etwa für Vorhofflimmern (VHF) und resultierende Schlaganfälle oder systemische Embolien.

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Riskant bei Nierenschwäche? Direkte orale Antikoagulanzien.

In einer Metaanalyse über 5 Studien wurde untersucht, wie sich eine zunehmend eingeschränkte Nierenfunktion auf die präventiven Effekte von DOAK im Vergleich zu dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin auswirkt. Daten von 71.683 VHF-Patienten und einer Kreatinin-Clearance zu Studienbeginn von durchschnittlich 75,5 ml/min gingen in die Analyse ein.

Die Ergebnisse: Blutungen, intrakraniale Hämorrhagien und Todesfälle nahmen insgesamt mit nachlassender Nierenfunktion zu, und zwar kombiniert um 12,1% je Abnahme der Clearance um 10 ml/min. Im Vergleich von DOAK in Standarddosis und Warfarin unterschied sich die Häufigkeit von schweren Blutungen nicht. Intrakraniale Blutungen ereigneten sich bei Niereninsuffizienz gleichen Grades mit Standard-DOAK signifikant seltener als unter Warfarin. Das war bis hin zu einer Clearance von 30 ml/min zu beobachten. Ähnliches ließ sich für das Sterberisiko feststellen, das ebenfalls mit Standard-DOAK bis zu einer Clearance von 30 ml/min geringer ausfiel.

Im Vergleich von DOAK in Standard- dosierung und Low-Dose-DOAK zeigte sich hingegen ein signifikant um 37-62% erhöhtes Risiko für Insulte und Embolien bei Low-Dose-Patienten im Clearance-Bereich von 30-59 ml/min. Unterschiede zwischen den Dosierungen in den Blutungskomplikationen oder der Mortalität waren für niereninsuffiziente Patienten nicht zu erkennen.

"DOAK in Standarddosierung sind für Patienten mit Nierenschwäche sicherer und wirksamer als Warfarin", bilanzieren die Autoren. Für Patienten mit der schlechtesten Nierenfunktion seien niedrigere DOAK-Dosen mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle und systemische Embolien einhergegangen als standarddosierte DOAK, ohne irgendeine signifikante Reduktion der Inzidenz von schweren Blutungen oder intrakranialen Hämorrhagien.

Quelle: Harrington J et al. Circulation 2023; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.062752