Ein Mann in seinen Fünfzigern stellte sich mit einer rotbraunen Plaque am linken Ohrläppchen, die bereits seit acht Jahren bestand, in einer Hautklinik vor. Die unschriebene, infiltrierte, solitäre Läsion war mit schuppigen Krusten bedeckt und von Narbengewebe umgeben. Die Ohrhöhlung war nicht betroffen; die in der Nähe liegenden Lymphknoten unauffällig. Unter der Verdachtsdiagnose eines diskoiden Lupus erythematodes (DLE)hatte der Patient bereits mehrere frustrane Therapieversuche hinter sich.

Im Blut wurden neben den Standardwerten auch antinukleäre Antikörper, Interferon-gamma und HIV-Status bestimmt - allesamt ohne Befund. Die Untersuchung einer Hautprobe aus der Läsion ergab epitheloidzellige Granulome mit Lymphozyteninfiltration in der Dermis, wie sie charakteristisch für eine Tuberkulose sind. Allerdings fand man keine käsige Nekrose.

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Rotbraune, unschriebene, infiltrierte, solitäre, krustig-schuppige Läsion am linken Ohr.

Dieser schwachen Spur folgend untersuchte man das Gewebe auf säurefeste Stäbchen wie auch speziell auf Mycobacterium tuberculosis. Beide Tests fielen negativ aus, und auch eine Suche nach Tuberkuloseherden in Brust und Abdomen per CT und Ultraschall blieb ohne greifbares Ergebnis.

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© (2) BMJ. 2023;380:e070758

Z. n. zweimonatiger Therapie.

Trotz dieser Ergebnisse gingen die Ärztinnen und Ärzte in der Zusammenschau von einem Lupus vulgaris aus, einer chronischen und progressiven Form der kutanen Tuberkulose. Gegen den DLE sprach aus ihrer Sicht, dass die Concha nicht betroffen war.

Man entschied sich auf dieser vielleicht etwas wackeligen Basis für eine empirische Tuberkulosetherapie mit Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid. Der Erfolg gab dem Team Recht: Nach zwei Monaten war die Plaque deutlich zurückgegangen.

Quelle: Honghua H, Shunxian J, Lunfei L. A reddish brown plaque on the earlobe. BMJ. 2023;380:e070758