Bei etwa jeder vierten akuten Infektion mit Hepatitis-C-Viren (HCV) kommt es zur spontanen Viruselimination. Trotzdem gibt es gute Argumente, mit der antiviralen Therapie nicht zu warten, bis die Infektion chronisch geworden ist.

Eine internationale Studiengruppe mit WHO-Beteiligung hat in einer systematischen Übersicht die Evidenz zu Nutzen und Schaden einer Therapie mit direkt antiviral wirkenden Medikamenten (DAA) bei vor Kurzem erworbener Hepatitis C zusammengetragen.

An den Studien hatten insgesamt 2.085 Personen teilgenommen, deren Hepatitis-C-Infektion weniger als ein Jahr vorher erfolgt war. Es handelte sich ausschließlich um Menschen mit hohem Infektionsrisiko, nämlich um Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Konsumenten von Injektionsdrogen und HIV-Infizierte.

Die Häufigkeit eines anhaltenden virologischen Ansprechens in Woche 12 (SVR12) betrug im Schnitt 95,9%. Etwas niedriger lag sie mit 80,4% nur bei den Konsumenten von Injektionsdrogen.

Soweit untersucht, hielten alle Patienten und Patientinnen die HCV-Therapie bis zum Ende durch. Die Adhärenz bewegte sich, je nach Definition und Risikogruppe, zwischen 79% und 85%. Unerwünschte Ereignisse traten bei 22%-36% der früh Behandelten auf. Dabei handelte es sich um Nebenwirkungen von maximal Grad 3, mit Ausnahme eines Falls einer Rhabdomyolyse.

Die hohen Heilungsraten in den untersuchten Risikogruppen sind "vergleichbar denen bei einer Therapie im chronischen Stadium", schreiben die Autoren. Damit würde die frühe Therapie sowohl den Erkrankten als auch der Allgemeinheit zugutekommen, weil die Morbidität und das Risiko einer HCV-Übertragung reduziert würden.

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In einem Addendum zur (abgelaufenen) deutschen Hepatitis-C-Leitlinie wird eine akute bzw. kürzlich erworbene HCV-Infektion ebenfalls als Therapie- indikation gesehen. Das Abwarten des Spontanverlaufs wird nur "in einzelnen Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine spontane Elimination und fehlendem hohem Risiko für eine Übertragung des Virus" als Option genannt.

Quelle: Manoharan L et al. Hepatol Commun 2023; doi: 10.1097/HC9.0000000000000082