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Die Munitionsfabrik war gut im Walde versteckt. Die Bomber der Alliierten hatten sie in den letzten Kriegstagen nicht entdeckt und nur den Bahnhof getroffen. So blieb die Kleinstadt von Kriegsschäden weitgehend verschont. Man sprach aber nicht über die Existenz der Fabrik, und nur Einheimische, die dort arbeiteten, wussten davon. Gelegentlich sah man schwere Militärkonvois in den Wald fahren.
Der Besitzer kam von Zeit zu Zeit in meine Praxis und beklagte sich bei jeder Konsultation über die schlechten Geschäfte. "Man verdient nichts mehr, es gibt ja keine Kriege mehr!" Persönlich ging es ihm indes blendend, und seine Fabrikarbeiter pflegten und reparierten Villa und Anwesen. Trotzdem war er als Arbeitgeber eher das, was man einen "harten Hund" nennt.
Eines Tages verließ einer seiner langjährigen leitenden Angestellten unvermittelt das Büro, lief in den Wald und vergrub sich im Laub. Akute Schizophrenie! Erst nach Stunden wurde er desorientiert gefunden. Zwar wurde er in einer Nervenklinik rasch wiederhergestellt - fristlos entlassen wurde er trotzdem. Auch meine Intervention beim Boss blieb erfolglos. Der kannte keine Gnade, obwohl ich ihm versichern konnte, dass der langjährige Mitarbeiter unter Medikation voll arbeitsfähig sei.
Die Sache hatte noch einen einigermaßen glücklichen Ausgang für den Entlassenen. Seine hochintelligente Ehefrau kämpfte für ihn. Die beiden zogen nach Bayern, wo er eine neue Stellung erhielt. Noch Jahre später schrieben sie mir, dass es ihnen im Leben gut gehe.
Meine Skepsis gegenüber Waffen und Krieg ist durch das kalte Verhalten des Fabrikanten eher noch größer geworden.
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Friedrich, U. Die Hartherzigkeit des Munitionsfabrikanten. MMW - Fortschritte der Medizin 165, 32 (2023). https://doi.org/10.1007/s15006-023-2574-z
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