Hatte ich mich etwa vertan? Vor meinem Sprechzimmer saß der Sohn, erwartet hatte ich jedoch den Vater. Meine clevere MFA interpretierte meinen Blick sofort richtig und meinte: "Stimmt schon, der Sohn geht zur Sophie," - unserer Assistenzärztin - "der Vater zu Ihnen." Familientreffen in unserer Praxis. Das Besondere war allerdings, dass die beiden Sturköpfe sich seit einem Riesenzoff fünf Jahre zuvor nicht mehr gesehen hatten. Die Familie war zerrüttet. Und jetzt standen sie sich plötzlich gegenüber, denn sie wurden gleichzeitig aufgerufen.

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© Marc Xavier / stock.adobe.com (Symbolbild)

In trauter Zweisamkeit gen Süden.

Sophie und ich waren witzigerweise auch noch gleichzeitig fertig, und so wiederholte sich die Situation. Wenn das keine himmlische Fügung war! Man sprach miteinander, und einträchtig ging man zur Praxis heraus.

Als ich einige Zeit später von einem Hausbesuch heimkehrte, vernahm ich näher kommenden Motorradlärm. Alsbald standen zwei in beeindruckende, gleiche Lederkluft gekleidete Biker mit Integralhelmen vor mir: Vater und Sohn. Sie hatten sich so weit versöhnt, dass sie nun gemeinsam auf dem Weg nach Kroatien waren. "Mit dem Motorrad?", fragte ich. "Ja klar", kam es zurück. Na dann: Gute Reise!