Cannabinoide werden beim Fibromyalgiesyndrom bisher nur zurückhaltend verordnet. Eine mögliche Ursache hierfür könnte die Negativ-Empfehlung in der S3-Leitlinie sein. Diese basiert auf zwei randomisierten klinischen Studien aus dem Jahr 2016, in denen sich eine Nichtüberlegenheit von Cannabinoiden gegenüber Amitriptylin bzw. Placebo gezeigt hatte [1]. Etwas positiver positioniert sich die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin in ihrer Praxisleitlinie. Sie empfiehlt einen Behandlungsversuch mit Cannabinoiden als alternative Option, wenn andere Therapiestrategien nicht ausreichend wirksam waren. Auch als Zusatztherapie können Cannabinoide erwogen werden, v. a. bei schweren Schlafstörungen.

In beiden Leitlinien wurden 2017 publiziert, sodass aktuelle Untersuchungen keine Berücksichtigung finden konnten. Neuere Daten liefert eine prospektive Beobachtungsstudie aus Israel mit 367 Patientinnen und Patienten mit einem Fibromyalgiesyndrom. 81% von ihnen sprachen auf die Therapie an. Die mediane Schmerzintensität sank von 9 auf 5 Punkte (auf einer Skala von 0-10). Die Autoren schlussfolgerten, dass medizinisches Cannabis eine sichere und wirksame Alternative zur Behandlung von Fibromyalgiesymptomen wie Schmerz ist [2].

Quellen: [1] Walitt B et al. Cochrane Database Syst Rev. 2016;7: CD011694; [2] Sagy I et al. J Clin Med. 2019;8:807; Workshop "Medizinisches Cannabis in der ärztlichen Praxis", Ärztefortbildung Ebersbach, 25./26. November 2022 (Veranstalter: Demecan)