Aus epidemiologischen Studien ist eine Assoziation zwischen Luftverschmutzung und Adipositas bekannt. Diese wurde nun erstmals prospektiv untersucht - mit signifikanten Ergebnissen.

Beobachtet wurden 1.654 weiße, schwarze, chinesische und japanische Frauen mit einem mittleren Ausgangsalter von 49,6 Jahren von 2000-2008. Ungefähr jährlich wurde mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie gemessen. Die Luftverschmutzungs-Exposition wurde über die Wohnadresse mit einer Auflösung von 1 km2 bestimmt.

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Da liegt Gewichtszunahme in der Luft.

Nach statistischer Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Konzentration kleiner Feinstaubpartikel von weniger als 2,5 µm Größe und dem Körperbau. Eine Erhöhung der Luftbelastung um 4,5 μg/m3 ging mit einer um 4,53% vermehrten Fettmasse einher (95%-Konfidenzintervall: 3,85-5,22%). Der Fettmasseanteil stieg um 1,10% (0,95-1,25%), während die fettfreie Masse um 0,39% (0,01-0,77%) zurückging. Ähnliche Zusammenhänge ergaben sich für Stickstoffoxid (NO2) und eingeschränkt für Ozon (O3). Die Assoziationen waren bei Feinstaub und NO2 schwächer ausgeprägt, wenn die Teilnehmerinnen sich mehr körperlich betätigten.

Quelle: Wang X, Karvonen-Gutierrez CA, Gold EB et al. Longitudinal Associations of Air Pollution With Body Size and Composition in Midlife Women: The Study of Women's Health Across the Nation. Diabetes Care. 2022;45:2577-84

MMW-Kommentar

In Tier- und Laborexperimenten wurde bereits gezeigt, dass die Feinstaubexposition die Expression von Genen verstärkt, die an Adipozytendifferenzierung, Lipogenese und Lipolyse beteiligt sind [Sun Q et al. Circulation. 2009;119:538-46]. Zudem kann es zu einer vermehrten Makrophageninfiltration in das Fettgewebe, einer vermehrten Bildung proinflammatorischer Zytokine, zu gestörten Adipokinprofilen und Insulinresistenz kommen [Mendez R et al. Am J Transl Res. 2013;5:224-34].

Die Ergebnisse weisen wieder einmal auf die Wichtigkeit körperlicher Aktivität bei der Prävention nicht übertragbarer Erkrankungen hin. Städtebaulich Verantwortliche sollten versuchen, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu schaffen.

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Prof. Dr. med. Karsten Müssig

Niels-Stensen-Kliniken, Franziskus-Hospital Harderberg, Georgsmarienhütte