Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bezeichnete Prof. Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München, als mysteriöse Krankheit, weil viele Zusammenhänge noch nicht verstanden sind. Unklar sei z. B., wie es möglich ist, dass der Infektionszyklus bei einer Durchseuchung der Zecken mit FSME-Viren von nur 1% in Naturherden überhaupt aufrechterhalten werden kann.

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Im Mittel hat die Zahl der FSME-Erkrankungen in den letzten Jahren zugenommen. Möglicherweise liegt die Zunahme auch daran, dass Zeckennymphen die milden Winter gut überstehen. Dementsprechend hat die Zeckenaktivität in den letzten Jahren im Frühjahr deutlich zugenommen, und sie beginnt inzwischen auch deutlich früher.

Eine FSME-Infektion verläuft in etwa zwei Dritteln der Fälle ohne Symptome. Mindestens 40% der symptomatischen Patientinnen und Patienten haben eine neurologische Manifestation, v. a. eine Meningitis, seltener eine Enzephalitis und noch seltener eine Myelitis. Bei etwa der Hälfte von ihnen bleiben Dauerschäden bestehen. Schwere enzephalitische und myelitische Verläufe scheinen mit zunehmendem Alter häufiger aufzutreten. Das heißt nicht, dass die FSME bei Kindern harmloser ist, unterstrich Dobler. Auch eine Meningitis oder eine milde Enzephalitis bei Kindern kann chronische Symptome und Defizite hinterlassen, die aber häufig verkannt werden.

Die Impfung (z. B. mit Encepur®) ist eine Möglichkeit, Kinder und Erwachsene vor der Erkrankung zu schützen. Das Impfschema sieht in der Regel eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen im Abstand von 1-3 Monaten und einer dritten Dosis 5-12 Monate nach der zweiten Impfung vor (je nach Impfstoff).

Quelle: Meet-the-Expert "Zeckenstich mit Folgen: FSME - die unterschätzte Gefahr", 2. März 2023 (Veranstalter: Bavarian Nordic)