Kraft- und Muskelverlust sind häufige Symptome bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener COPD. Eine kleine placebokontrollierte Studie zeigt, dass Probiotika hier helfen könnten.

Für die Studie wurden 104 Männer im Alter von 63-73 Jahren mit stabiler COPD rekrutiert. Nach Randomisierung erhielt die Hälfte Placebo, die andere Hälfte Probiotika mit Streptoccus thermophilus, Bifidobakterien und Lactobacillus. Gemessen wurden die Handgriffstärke sowie die körperliche Leistungsfähigkeit anhand der Ganggeschwindigkeit sowie Balance- und Stuhlaufstehtests. Mittels bioelektrischer Impedanzanalyse wurde die Muskelmasse bestimmt. Im Serum wurden Zonulin und Claudin-3 als Biomarker für eine verminderte Darmpermeabilität und CAF22 als Marker für neuromuskulären Abbau bestimmt, außerdem das C-reaktive Protein und 8-Isoprostan.

Nach 16 Wochen zeigten sich in der Probiotikagruppe deutliche Verbesserungen der Handgriffstärke und in den Funktionstests. Alle gemessenen Risikoparameter im Blut gingen zurück. In der Placebogruppe hingegen gab es keine Veränderungen.

Quelle: Karim A, Muhammad T, Shahid Iqbal M, Qaisar R. A multistrain probiotic improves handgrip strength and functional capacity in patients with COPD: A randomized controlled trial. Arch Gerontol Geriatr. 2022;102:104721

MMW-Kommentar

Zur Erklärung der Ergebnisse postulieren die Autoren eine reduzierte Darmleckage und eine damit verbundene Verringerung der systemischen chronischen Entzündung und des oxidativen Stresses. Natürlich bleiben Fragen offen, und die Studie beweist auch nicht, dass alle Patientinnen und Patienten mit COPD von Probiotika profitieren.

Trotzdem: In Bezug auf Zusammenhänge von Darm und Systemerkrankungen lernen wir immer mehr dazu. Da Nebenwirkungen bei Probiotika selten sind, wäre es sinnvoll, diesen interessanten Ansatz durch weitere Studien zu verfolgen.

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Prof. Dr. med. Joachim Bargon

Klinik für Pneumologie, Klinik Rotes Kreuz, Frankfurt am Main