Ein akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF) ist eine gefürchtete Komplikation bei akut dekompensierter Leberzirrhose. Ein Team versuchte, Risikomarker für diesen Verlauf zu identifizieren.

Prospektiv eingeschlossen wurden 169 Patientinnen und Patienten mit einer akuten Dekompensation der Leberzirrhose zwischen Januar 2020 bis März 2021. Zum Vergleich wurden u. a. 46 ambulante Patienten mit dekompensierter und 52 mit kompensierter Leberzirrhose herangezogen. Im Labor wurden neben Entzündungsmarkern auch verschiedene Gerinnungsparameter bestimmt, da das ACLF mit einer Hyperkoagulabilität in Verbindung gebracht wird. Die Beobachtungszeit betrug ein Jahr.

Bei nahezu allen Patienten lag eine Thrombozytopenie vor. Eine akute Dekompensation war mit einer deutlicheren Hyperkoagulation verbunden als die stabile Dekompensation.

55 Patienten entwickelten ein ACLF. Das Ausmaß der Hyperkoagulation war entgegen der Hypothese nicht prädiktiv für diese Komplikation. In der multivariaten Cox-Regression waren nur ein Child-Pugh-Stadium C und ein erhöhter CRP-Wert unabhängige Risikofaktoren für ein ACLF, außerdem der Score CLIF-C AD zur Beurteilung einer akuten Dekompensation.

Quelle: Zanetto A, Pelizzaro F, Campello E et al. Severity of systemic inflammation is the main predictor of ACLF and bleeding in individuals with acutely decompensated cirrhosis. J Hepatol. 2023;78:301-11

MMW-Kommentar

Die Frage, ob hämostatische Parameter die Entwicklung eines ACLF vorhersagen können, ist hochrelevant. In einer früheren Studie war Enoxaparin mit einem Überlebensvorteil bei dekompensierter Leberzirrhose verbunden [Villa E et al. Gastroenterology. 2012;143:1253-60.e4]. Die aktuelle Studie bestätigt hingegen neuere Daten zur herausragenden Rolle der systemischen Inflammation bei Zirrhotikern [Trebicka J et al. J Hepatol. 2020;73:842-54].

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Marie Griemsmann

Gastroenterologie, Medizinische Hochschule Hannover

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PD Dr. med. Benjamin Maasoumy

Gastroenterologie, Medizinische Hochschule Hannover