Monoklonale Antikörper gegen Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) oder den CGRP-Rezeptor sind mit Restriktionen für die Migräneprophylaxe zugelassen. Nun ging man Berichten über erhöhte Blutdruckwerte bei Anwendern nach.

In eine Studie wurden Patientinnen und Patienten mit Migräne eingeschlossen, die zwischen Januar 2019 und Januar 2021 im Kopfschmerzzentrum im niederländischen Leiden behandelt worden waren, 109 mit Erenumab und 87 mit Fremanezumab. Blutdruckmessungen erfolgten bei der Erstuntersuchung und bis zum Ende des zwölfmonatigen Nachbeobachtungszeitraums alle drei Monate.

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Jetzt auch noch Sorge um den Blutdruck?

Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck waren zu allen Messzeitpunkten im Vergleich zum Ausgangswert erhöht (p < 0,001). Der mittlere systolische Blutdruck stieg um maximal 5,2 mmHg (95%-Konfidenzintervall: 3,1-7,5), der mittlere diastolische Blutdruck um 3,5 mmHg (2,0-4,9). In der Erenumab-Gruppe waren sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck zu allen Zeitpunkten im Vergleich zum Ausgangswert erhöht (alle p < 0,001). Bei Fremanezumab war der systolische, nicht aber der diastolische Blutdruck bei den ersten beiden Folgemessungen erhöht (p = 0,006 bzw. p = 0,004). Vier Patienten (3,7%) mit normalen Blutdruckwerten bei Studienbeginn benötigten nach Beginn der Behandlung mit Erenumab eine antihypertensive Therapie.

Quelle: de Vries Lentsch S, van der Arend BWH, Maassen VanDenBrink A, Terwindt GM. Blood Pressure in Patients With Migraine Treated With Monoclonal Anti-CGRP (Receptor) Antibodies: A Prospective Follow-up Study. Neurology. 2022;99:e1897-1904

MMW-Kommentar

Die offene Studie zeigt, dass es bei einem kleinen Prozentsatz von Patientinnen und Patienten, die zur Migräneprophylaxe einen monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor erhalten, zu einer Erhöhung des systolischen und teilweise auch des diastolischen Blutdrucks kommen kann. Diese Nebenwirkung scheint bei Erenumab, das direkt an den CGRP-Rezeptor bindet, etwas häufiger zu sein als bei Fremanezumab. Insgesamt benötigten aber nur 3,7% der ursprünglichen Normotoniker eine antihypertensive Behandlung.

Quintessenz: Bei Betroffenen, die monoklonale Antikörper erhalten, sollte der Blutdruck initial gemessen und regelmäßig kontrolliert werden.

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Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen