Eine 66-jährige Patientin hatte sich vor zwei Jahren wegen eines Druckgefühls in der rechten Mamma hausärztlich vorgestellt. Die eingeleitete gynäkologische Diagnostik hatte sie abgebrochen. In der Folge entwickelte sich an der Brust ein erschreckender Befund - ohne dass ärztlicher Rat zu ihr durchdrang.

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© C. Raschka

In der ersten Phase zwei Jahre zuvor war in der gynäkologischen Klinik eine Mammastanzbiopsie gemacht worden, die die Patientin jedoch noch während der laufenden Untersuchung abgebrochen hatte. Aus dem gewonnenen Material konnte lediglich die Diagnose eines niedriggradig differenzierten Adenokarzinoms der Mamma vom duktalen Typ mit Nachweis einer diskreten Lymphozyteninfiltration im Bereich der Invasionsfront gestellt werden. Klinisch wurde die Diagnose eines inflammatorischen, bifokalen und primär axillär metastasierten Mammakarzinoms gestellt.

Die Patientin war auch in der Klinik über Diagnose, Therapieoptionen und Konsequenzen aufgeklärt worden. Da sie kaum Deutsch sprach, half dabei ein Dolmetscher. Man hatte zwei Staging-Untersuchungen mit ihr vereinbart. Die Patientin war aber nicht erschienen - weil sie jegliche Therapie ablehnte.

Frauen- und Hausarzt führten mehrere Gespräche mit der Patientin, denen leider kein Erfolg beschieden war. Im Laufe der nächsten zwei Jahre durchbrach das Karzinom die Haut und verursachte erhebliche Destruktionen. Indes gestattete die Patientin allein eine regelmäßige Versorgung mit Verbänden und ein Wundmanagement.

Da sich eine ausgeprägte Schmerzsymptomatik entwickelte, musste mit einer oralen Opioid-Medikation begonnen werden. Eine Escape-Medikation mittels eines unretardierten oralen Morphinpräparates wurde etabliert, das bei Schmerzen und Luftnot Anwendung finden sollte. Die lokalen Palliativmediziner wurden rechtzeitig eingebunden.

Bekanntlich ist das Mammakarzinom international die häufigste Krebserkrankung der Frau. Aus der Literatur ist bekannt, dass ein Großteil der Betroffenen komplementäre und alternative Therapien in Anspruch nehmen; es wurden Anwendungsraten von bis zu 80% beschrieben. Man schätzt, dass ca. 1% der Mammakarzinompatientinnen eine primäre konventionelle Therapie ablehnen.

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Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. Sportwiss. Christoph Raschka

Praxis für Allgemeinmedizin - Sportmedizin, Im Igelstück 31, D-36088 Hünfeld