In Hamburg hat es die Waitzstraße als Senioren-Drive-In zu überregionaler Berühmtheit gebracht - immer wieder krachten ältere Menschen mit ihren SUVs in die Schaufenster von Cafés und Läden, bis die Stadt das Problem mit Pollern halbwegs in den Griff bekam. Hauptgrund ist in der Regel, dass Gas und Bremse verwechselt werden.

Andere Länder setzen dagegen auf Tests zur Fahreignung bei Älteren - diese müssen in regelmäßigen Abständen nachweisen, dass sie noch in der Lage sind, ein motorisiertes Fahrzeug sicher zu führen. Einige Länder wie z. B. Japan gehen noch einen Schritt weiter und verlangen zur Führerscheinverlängerung einen dezidierten Kognitionstest. Seit März 2017 gilt für 75-Jährige: Wer den Kognitionstest nicht besteht, muss sich ausführlich ärztlich untersuchen lassen - bei einer Demenz wird der Führerschein nicht mehr verlängert.

Ob solche Maßnahmen den Straßenverkehr tatsächlich sicherer machen, ist aber umstritten. In einigen Vorher-Nachher-Untersuchungen mit relativ kleinen Stichproben zeigten sich keine großen Auswirkungen auf die Rate von Autounfällen unter Senioren, einige fanden jedoch mehr Unfälle bei älteren Fußgängern und Radfahrern. Möglicherweise komme es durch die Maßnahmen zu einem Shift: Wenn ältere Menschen nicht mehr Auto fahren dürfen, verunglücken sie eben häufiger als Fußgänger und Radfahrer.

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© LIGHTFIELD STUDIOS, Stock Adobe (Symbolbild mit Fotomodellen)

Verunfallter Senior: Sollen künftig Kognitionstests her?

3.670 weniger Kfz-Unfälle

Eine Studie aus Japan scheint dies nun zu bestätigen. Dabei zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Kfz-Unfälle mit Personenschäden bei älteren Männern nach der Einführung verpflichtender Kognitionstests im Jahr 2017. Unterm Strich ergab sich sogar ein Nettonutzen: Letztlich verunglückten ab 2017 deutlich weniger ältere Menschen im Straßenverkehr als davor.

Die Forscher hatten praktisch sämtliche Verkehrsunfälle mit Personenschäden bei über 70-Jährigen in den Jahren 2012-2019 analysiert. In dieser Zeit verunglückten knapp 603.000 der Kfz-Fahrerinnen und -fahrer dieser Altersgruppe und fast 200.000 im Fuß- und Radverkehr. 72% der verunglückten Kfz-Lenker waren Männer, 59% der verletzten Personen Frauen.

Zwischen März 2017 und Dezember 2019, also nach der Einführung eines Kogni-tionstests mit Konsequenzen, gab es 3.670 weniger Kfz-Unfälle mit Personenschäden als erwartet durch Fahrer im Alter von 75 Jahren oder darüber. Etwa 90% der Reduktion betraf Männer, die allerdings auch das Gros der älteren Fahrer stellen. Dagegen kam es zu 959 zusätzlichen Unfällen im Fuß- und Radverkehr, hier gingen rund 90% des Zuwachses auf das Konto älterer Frauen, zumeist der über 80-Jährigen.

So ganz erklären können die Forscher diese Geschlechterunterschiede nicht. Möglicherweise wächst die Zahl älterer Frauen im nichtmotorisierten Verkehr schneller als die älterer Männer. Fest steht: Ein Kognitionstest kann immer nur Teil einer umfassenden Fahreignungsuntersuchung sein, das Unfallrisiko wird im Alter schließlich durch viele weitere Einschränkungen beeinflusst.

Quelle: Inada H et al. J Am Geriatr Soc 2023; doi: 10.1111/jgs.18157