Die Erstautorin der neuen S2k-Leitlinie "Restless-Legs-Syndrom" (RLS) erläutert das neue Verständnis über der Erkrankung und erklärt, was bei der Diagnostik und Therapie berücksichtigt werden sollte.

figure 1

Dr. med. Anna Heidbreder

Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität, Innsbruck; Erstautorin der Leitlinie "Restless-Legs-Syndrom"

"Bei unzureichenden Werten des Eisenstoffwechsels wird zunächst nur Eisen substituiert - das ist die Basis für alles."

MMW: Wann sollte ein RLS behandelt werden? Wie häufig reicht auch nur eine Eisensubstitution aus?

Heidbreder: Ein RLS sollte dann behandelt werden, wenn es zu einer relevanten Einschränkung der Betroffenen kommt, vor allem was den Schlaf betrifft. Bei unzureichenden Werten des Eisenstoffwechsels wird zunächst nur Eisen sub-stituiert - das ist die Basis für alles. Eisen wird nicht nur zu Beginn kontrolliert und substituiert, sondern auch immer wieder im Verlauf der Erkrankung. Zusätzlich sollte man versuchen, eine medikamentöse Therapie so spät und so niedrig dosiert wie möglich zu verabreichen, vor allem nicht höher als die für das RLS zugelassene Dosis. Bringt die Eisensubstitution keine ausreichende Linderung, sind die Non-Ergot-Dopaminagonisten Rotigotin, Ropinirol oder Pramipexol erste Wahl der Therapie sowie Pregabalin oder Gabapentin im Off-Label-Use.

MMW: Wie sind Augmentationen zu vermeiden?

Heidbreder: Man verhindert Augmentationen, indem man so niedrig wie möglich, aber adäquat dosiert und den Eisenstoffwechsel gut im Blick hat. Auch in der Augmentation ist eine Eisensubstitution oft das Mittel der Wahl. Augmentationen kommen fast ausschließlich unter dopaminerger Therapie vor und am allerhäufigsten unter Levodopa. Deshalb ist L-Dopa auch nicht mehr zur Dauertherapie empfohlen, denn auch in einem kurzen Behandlungszeitraum - insbesondere wenn Dosierungen über 200 mg pro Tag eingenommen werden - ist das Risiko für eine Augmentation stark erhöht. Auch bei anderen Dopaminagonisten können Augmentationen auftreten, jedoch in geringerem Ausmaß.

MMW: Haben Sie abschließend einen kollegialen Tipp zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit RLS?

Heidbreder: Die Beschwerden Betroffener sollten ernst genommen werden. Eisen sollte kontrolliert und substituiert werden - und das regelmäßig im Verlauf der Erkrankung. Und wenn behandelt wird, dann so niedrig, aber adäquat dosiert wie nötig und so spät wie möglich.

Das Interview führte Dr. Nicola Zink.