Viele Menschen nehmen nach einer Gewichtsabnahme schnell wieder zu. Das ist teils dadurch bedingt, dass sie wieder mehr essen. Nun wurde untersucht, ob es auch andere Gründe gibt.

101 Erwachsene im Alter von 21-50 Jahren mit einem BMI von 22-28 kg/m2 wurden bei Gruppentreffen hinsichtlich einer Kost mit 25% Energiereduktion geschult. Zudem wurde körperliche Aktivität von je 30 Minuten an fünf Tagen in der Woche empfohlen. Der Energieverbrauch wurde mithilfe von doppelt markiertem Wasser ermittelt, die Körperzusammensetzung mit der Doppel-Energie-Röntgen-Absorptionsmethode.

Nach zwei Jahren hatten die Studienteilnehmer im Mittel 8,0 kg abgenommen. Das Fettgewebe hatte daran einen Anteil von 6,3 kg und die Skelettmuskulatur von 1,0 kg. Gehirn, innere Organe, Knochen und sonstiges Gewebe zeigten nur minimale Veränderungen. Der Ruheenergieverbrauch (REV) nahm um 100 kcal/d (7,6%) ab. Die individuellen Ergebnisse differierten erheblich: Bei 21% der Teilnehmer sank er um 200-300 kcal/d.

Der Verlust von energieverbrauchenden Geweben (v. a. Muskulatur) hatte am Rückgang des REV einen Anteil von 60%, der Rest waren metabolische Anpassungen. Bei der Subgruppe mit dem höchsten Verlust von Muskelmasse (1,6-2,9 kg) trug die Muskulatur 27% zur Reduktion des REV bei. Ähnlich waren die Ergebnisse beim Fettgewebe: In der Gruppe mit dem höchsten Verlust von Fettgewebe (8,7-18,8 kg) verursachte die Fettreduktion 31% der REV-Abnahme.

MMW-Kommentar

Nahezu alle Abspeck-Programme zielen darauf ab, den Verlust von Muskelgewebe zu minimieren. Der REV hat am Gesamtenergieverbrauch einen Anteil von ca. 60%. Der Anteil des Muskelgewebes am REV beträgt jedoch nur ca. 22% und ist gleichauf mit dem des Gehirns und der Leber. Ein Kilo Muskelmasse verbraucht in Ruhe pro Tag lediglich 13 kcal - bei Gehirn und Leber sind es ca. 220 kcal.

Es wundert daher nicht, dass der Rückgang des REV bei einer Gewichtsabnahme nur teilweise durch den Verlust an Muskelmasse bedingt ist und dass der Verlust an Fettgewebe sowie metabolische Anpassungen ebenso eine Rolle spielen. Daraus lässt sich schlussfolgern: Es gibt zurzeit keine Strategie zur Steigerung des REV bei einer Gewichtsabnahme. Der Fokus auf die Muskelmasse hat keinen wesentlichen Vorteil.

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Prof. Dr. med. Alfred Wirth

Melle, Deutsche Adipositas Gesellschaft

Quelle: Martin A, Fox D, Murphy CA et al. Tissue losses and metabolic adaptations both contribute to the reduction in resting metabolic rate following weight loss. Int J Obes (Lond). 2022;46:1168-75