Die bislang größte kontrollierte Studie mit dem Halluzinogen Psilocybin bestätigt dessen Wirksamkeit bei therapieresistenter Depression. Allerdings sind die Effekte einer Einmaldosis geringer als erwartet.

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Psilocybin: Frisch geerntet, getrocknet und in Kapseln.

Die Psychedelikaforschung hat in den vergangenen Jahren geradezu einen Boom erlebt; v. a. Psilocybin scheint gut gegen Depressionen und Ängste zu wirken. In kleinen Studien zeigte der 5-HT2A-Rezeptor-Agonist Effektstärken, wie man sie bei konventionellen Antidepressiva sonst selten sieht. Ein bis zwei Psychotherapiesitzungen mit dem Wirkstoff schienen gegen therapieresistente Depression zu helfen, doch der Härtetest in einer größeren kontrollierten Studie fehlte bisher.

Den liefern nun Londoner Forschende mit einer Phase-2-Studie, an der 233 Personen mit therapieresistenter Depression teilnahmen. 33% bekamen eine 25-mg-Einmaldosis synthetisches Psilocybin, ein Drittel 10 mg und die übrigen 1 mg (Kontrollgruppe). Die Behandlung war in eine Psychotherapiebegleitung eingebettet.

Zu Beginn lag der Wert auf der Montgomery-Åsberg-Depressionsskala (MADRS, 0-60 Punkte) in allen Gruppen bei ca. 33 Punkten. Nach 3 Wochen war der Wert mit der höchsten Dosis um 12,0 Punkte, mit der mittleren um 7,9 und der unwirksamen Niedrigdosis um 5,4 gesunken. Nach 3 Monaten lag der Score in den niedrigen Dosis noch 6 Punkte, in der hohen noch 10 Punkte unter dem Startwert.

Eine Response zeigten nach 3 Wochen 37% mit der hohen, 19% mit der mittleren und 18% mit der niedrigen Dosis, eine Remission schafften je 29%, 9% und 8%, und eine über 3 Monate anhaltende Response gelang bei 20%, 5% und 10%. Die Unterschiede zwischen höchster und niedrigster Dosis waren nach 3 Wochen, aber nicht nach 3 Monaten signifikant.

Fazit der Autoren: Wiederholte Sitzungen mit Psilocybin scheinen für einen anhaltenden antidepressiven Effekt nötig.

Quelle: Goodwin GM et al. NEJM 2022; doi: 10.1056/NEJMoa2206443