Patienten, die sich durch ihren Tinnitus im Alltag eingeschränkt fühlen, weisen häufig auch Depressionen und Angststörungen auf.

Den Zusammenhang zwischen Tinnitusbeschwerden und psychiatrischen Begleitsymptomen hat eine Arbeitsgruppe der HNO-Abteilung der Semmelweis-Universität in Budapest untersucht.

102 Patientinnen (60%) und Patienten waren beteiligt, sie litten im Mittel seit vier Jahren an Tinnitus. Knapp drei Viertel von ihnen fühlten sich durch das Ohrgeräusch zumindest leicht beeinträchtigt, jeder Achte berichtete von erheblichen Auswirkungen. Der Grad der Beeinträchtigung mit Blick auf Emotion, Funktion und Katastrophisieren wurde mithilfe eines Fragebogens, des "Tinnitus Handicap Inventory" (THI), erhoben. Auch für das Vorliegen von Depressionen und Ängsten wurden Fragebögen verwendet, das "Beck Depression Inventory" (BDI) und die Symptom-Checklist-90-Revised (SCL-90-R). Leichte bis schwere Depres-sionen waren bei rund 30% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer festzustellen.

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Ohrgeräusche können psychische Krankheiten verursachen.

Die Analyse der Korrelationen ergab eine starke Verbindung zwischen der Stärke der Beeinträchtigung durch Tinnitus und Depressionen. Auch mit Ängsten war Tinnitus statistisch signifikant assoziiert, wenn auch etwas weniger stark.

Das Team untersuchte auch die Richtung der Assoziation. Es war zu erkennen, dass zunehmende Einschränkungen durch den Tinnitus die Resultate im BDI beeinflussten und mit dem Auftreten von Depressionssymptomen verbunden waren. Umgekehrt war das indessen nicht der Fall.

Die Korrelation von Handicaps durch Tinnitus und psychiatrischer Komorbidität verweise darauf, wie wichtig psychologische Faktoren im Management von Tinnitus seien, so die Autoren. Die statistische Analyse zeige zudem, dass die Beeinträchtigung durch den Tinnitus sich auf die Depressionsscores auswirke. "Daher müssen von Tinnitus verursachte Einschränkungen reduziert werden, um das Auftreten von Begleitkrankheiten zu vermeiden", schreiben die HNO-Experten abschließend.

Quelle: Molnár A et al. Ear Nose Throat J 2022; doi: 10.1177/01455613221139211