Der in Kindheit und Jugend erworbene Impfschutz gegen Infektionskrankheiten reicht in höherem Lebensalter oft nicht aus, so Prof. Thomas Weinke, Chefarzt am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann. Bei Erwachsenen über 50 Jahren sei ein zweiter Gipfel an Keuchhustenerkrankungen zu beobachten, der nicht vernachlässigt werden dürfe.

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Das eigentliche Problem sei die Untererfassung von Pertussis in dieser Altersklasse, sei es aufgrund atypischer Verläufe, unspezifischer Symptome oder einer geringeren Sensibilität des medizinischen Personals. Bei posttussivem Erbrechen und inspiratorischem Ziehen, so Weinke, sollte man die Diagnose stets im Hinterkopf haben. Hinzu komme die hohe Infektiosität der Erkrankung. 8 von 10 nicht immunen Personen infizieren sich nach Kontakten mit einem erkrankten Haushaltsmitglied.

Um Hospitalisierungen und schwere Verläufe zu vermeiden, hielt Weinke ein großes Plädoyer für die Impfung. "Nutzen Sie jeden Arzt-Patient-Kontakt, um den Impfstatus zu prüfen!" Dies gelte besonders bei vorbestehender Lungenerkrankung. Daten aus den USA zeigen, dass Menschen mit COPD ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für eine Keuchhustenerkrankung haben, bei Asthma steigt das Risiko sogar auf das 4-Fache [1]. Darüber hinaus verlaufen Pertussis-Infektionen bei pulmonaler Komorbidität oft schwerer. So liegt die Pertussis-bedingte Hospitalisierungsrate bei Asthma um 40% höher, bei COPD sogar um 75%. Umgekehrt verschlechtert eine Pertussis-Infektion häufig das pulmonale Grundleiden.

Angesichts dieser Daten hält Weinke die derzeitige Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), Erwachsene bei der nächsten Auffrischungsimpfung gegen Tetanus und Diphtherie (Td) einmalig auch gegen Pertussis zu immunisieren, für nicht ausreichend. Er appellierte, künftig alle 10 Jahre bevorzugt einen Tdap-Kombinationsimpfstoff (z. B. Covaxis®) anzuwenden.

Quellen: [1] Buck PO et al. Epidemiol Infect. 2017;145:2109-21; Herbstsymposium "Prävention von respiratorischen Erkrankungen", 24. September 2022; Veranstalter: Sanofi