Das Hepatitis-D-Virus (HDV) tritt ausschließlich zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) auf. Deshalb sollte bei Menschen mit chronischer Hepatitis B immer auch auf HDV-Antikörper getestet werden. "Wer eine Hepatitis B sieht, muss Hepatitis D suchen", konstatierte Dr. Kathrin Sprinzl, Oberärztin am Universitätsklinikum der Goethe-Universität, Frankfurt/Main. Sie wies darauf hin, dass die Reflextestung besonders effektiv sei. Bei Nachweis des HBs-Antigens werde dieselbe Blutprobe automatisch auch auf Anti-HDV-Antikörper getestet.

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Die chronische HDV-Infektion ist laut Sprinzl die schwerste Form aller Virushepatitiden, mit einer deutlich schnelleren Progression hin zu Leberzirrhose und Leberkrebs. Mit dem Entry-Inhibitor Bulevirtid (Hepcludex®) gibt es seit zwei Jahren eine Therapieoption für Erwachsene mit chronischer HDV-Infektion und kompensierter Lebererkrankung, die positiv auf HDV-RNA getestet wurden. Die Zulassung basierte auf zwei Phase-IIb-Studien.

Mittlerweile liegen die 48-Wochen-Daten der noch laufenden Phase-III-Studie MYR301 vor [1]. 44,9% der Patientinnen und Patienten, die Bulevirtid erhielten, vs. 2,0% der Patienten aus der Kontrollgruppe (ohne Therapie) erreichten den primären Endpunkt, die Kombination aus virologischem Ansprechen (HDV-RNA unterhalb der Nachweisgrenze oder Rückgang um ≤ 2 Logstufen IU/ml) und ALT-Normalisierung nach 48 Wochen. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war signifikant. Ein virologisches Ansprechen erreichten 71,45% vs. 3,9% und eine ALT-Normalisierung 51,0% vs. 11,8% der Patienten.

Im Praxisalltag habe sich der klinische Nutzen von Bulevirtid auch bei HDV-Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und klinischen Zeichen einer portalen Hypertension gezeigt, berichtete Sprinzl.

Quellen: [1] Wedemeyer H et al. International Liver Congress 2022, Abstract 509; Expertengespräch "Faktencheck zu Hepatitis B, C und D", Viszeralmedizin 2022, Hamburg, 15. September 2022 (Veranstalter: Gilead)