Wenn Bluthochdruck mit einem Diuretikum behandelt wird, dann in den allermeisten Fällen mit Hydrochlorothiazid. Eine Präferenz, die aus Sicht eines Hypertonieexperten vielleicht bald nicht mehr zu rechtfertigen ist.

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HCT? CTD? In welches Töpfchen greift man besser zur Blutdrucksenkung?

Schon jetzt gebe es gute Gründe, zur Behandlung von Hypertoniepatienten und -patientinnen anstelle von Hydrochlorothiazid (HCT) vorzugsweise Chlorthalidon (CTD) zu verwenden, schreibt Prof. Rajiv Agarwal, Indianapolis, in "Circulation". Mit dieser Einschätzung ist der Hypertoniespezialist nicht allein. Das britische National Institute for Health and Clinical Excellence hat schon 2011 in seiner Hochdruck-Leitlinie empfohlen, anstelle von HCT Thiazid-artige Diure-tika wie CTD zu verordnen. Dafür sprechen laut Agarwal mehrere Punkte:

  1. 1.

    CTD ist 3 × so potent wie HCT. Demgemäß wurden in epidemiologischen Studien mit 6,25 mg CTD 24-Stunden-, Nacht- und Tag-Blutdruck stärker gesenkt als mit 12,5 mg HCT.

  2. 2.

    Die Wirkung von CTD hält länger an als die von HCT. Die mittleren Halbwertszeiten betragen laut gelber Liste ca. 48 bzw. 7 Stunden.

  3. 3.

    Größere Synergie mit Angiotensinrezeptor-Antagonisten (ARB): In Kombination mit Azilsartan senkt CTD den Blutdruck stärker als die äquivalente Dosis HCT.

  4. 4.

    CTD scheint zudem über eine bessere kardiovaskuläre Schutzwirkung zu verfügen. Das legt eine Post-hoc-Analyse des Multiple Risk Factor Intervention Trial (MRFIT) nahe. Patienten mit CTD hatten nach Abgleich anderer Risikofaktoren ein um 21% signifikant geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse als diejenigen mit einer HCT-Behandlung.

Auch in der europäischen Hypertonie-Leitlinie wird auf mögliche Vorteile von CTD hingewiesen. Weil Resultate einer randomisierten kontrollierten Vergleichsstudie noch fehlten und die meisten Kombinationspräparate HCT enthielten, werden CTD und HCT dort aber (noch) gleichberechtigt empfohlen (s. a. MMW-Schwerpunkt Hypertonie ab S. 46).

Quelle: Agarwal R. Circulation 2022; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061029