5 wichtige Hinweise
Die Infektwelle fällt derzeit heftig aus. Zu den üblichen Erkältungserregern und Corona gesellen sich ein früher Influenza-Ausbruch sowie massive RSV-Infektionen. "Beides sind Nachholeffekte", sagt Prof. Johannes Bogner, Infektiologe an der LMU München: "Durch Masken und Lockdowns blieben über zwei Winter viele Erstinfektionen aus, mit denen Kleinkinder normalerweise ihr Immunsystem schulen. Dadurch ist ihre Empfänglichkeit für RSV größer."
"Das einzige RSV-Reservoir ist der Mensch, insbesondere der kleine Mensch."
Die starke RSV-Welle deckt nicht nur Schwachstellen in der pädiatrischen Krankenhausversorgung auf. Sie ist auch ein Thema für die Hausarztpraxis, so Bogner:
1. RSV-Infektionen bei Erwachsenen: Bei Patienten mit chronischen Grunderkrankungen, insbesondere des Respirationstraktes (COPD, Asthma, Lungenfibrose) und des Immunsystems, kann eine RSV-Infektion schwer und sogar tödlich verlaufen, wenn sie zu einer interstitiellen Pneumonie führt und den Gasaustausch weiter behindert.
2. Wann besteht RSV-Verdacht? Es gibt kaum Unterschiede zu anderen Atemwegsinfektionen. Relativ typisch ist anhaltender Husten, mitunter mit Heiserkeit, Schleimbildung, Fieber und Otitis. Wichtigster Anam- nese-Punkt ist der Kontakt zu Kindern, Kleinkindern und Personen mit nachhaltigem Husten.
3. Diagnostik: In der Praxis per Rachenabstrich, in der Notaufnahme per PCR-Test. Der Schnelltest ist wegen niedriger Sensitivität nicht optimal, kann aber im Einzelfall kostengünstig durchgeführt werden (ähnliches Prinzip wie bei den SARS-CoV-2-Tests).
4. Prophylaxe: Alles, was wir in den vergangenen 2,5 Jahren über Coronaschutz gelernt haben, schützt auch vor RSV, insbesondere Kontaktreduktion und Masken. Empfehlenswert für Risiko-Personen.
5. RSV bei Kindern und Kleinkindern: Jeder Atemwegsinfekt, der mit Husten einher geht, ist RSV-verdächtig. Häufig ist ein Krupp-artiger Husten, ggf. mit asthmoider Komponente, starker Schleimproduktion und Heiserkeit. Besonders gefährdet sind Kinder mit chronischer Grundkrankheit, v. a. der Atemwege, oder mit Immundefekt. Alarmzeichen, die eine Einweisung erfordern, sind Atemnot und erniedrigte Sauerstoffsättigung. Die übliche ambulante Therapie besteht aus Fiebersenkung, Antitussiva, Schleimlöser, abschwellenden Maßnahmen und ggf. Flüssigkeitszufuhr.