Auch ich war einst eine Medizinstudentin im Praktischen Jahr. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor über 30 Jahren, als ich die Blöcke Innere Medizin und Chirurgie am Städtischen Krankenhaus in Hildesheim absolvierte, einem Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover.

Eines Tages wurde ein verunfallter Handwerker in die chirurgische Ambulanz eingeliefert. Während wir uns daran machten, uns einen Überblick zu verschaffen und den Patienten zu versorgen, bat er um ein Telefon, um seine Frau über den Unfall zu informieren.

Natürlich bekam der Patient seinen Wunsch erfüllt. Wir durften Zeugen seines Gesprächs werden. Um seine Frau zu beruhigen, beschrieb er seine Situation: "Ja, alles nicht so schlimm, es sind schon drei Krankenschwestern da und kümmern sich um mich!"

Bei den "Krankenschwestern" handelte es sich um die Oberärztin, eine Assistenzärztin und mich als PJ-Studentin. Der Patient, wie viele Männer (nicht nur) seiner Generation, trug in seinem Kopf offenbar ein klares Bild von der Rollenverteilung in der Medizin.