Ende August 2022 erhielt die Einmaltherapie mit Valoctocogen Roxaparvovec (Roctavian®) die EU-Zulassung zur Behandlung von Erwachsenen mit schwerer Hämophilie A. Diese wird durch einen Mangel an dem Gerinnungsfaktor VIII verursacht. Prof. Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin und des Hämophiliezentrums Bonn, sieht in der Gentherapie für einige Menschen mit schwerer Hämophilie A die Chance, über mehrere Jahre einen ausreichenden protektiven Gerinnungsfaktorspiegel zu erreichen.

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Das Gentherapeutikum besteht aus einem Adeno-assoziierten Virus (AAV5), das die komplementäre DNA des Blutgerinnungsfaktors VIII enthält. Nach der intravenösen Verabreichung transportiert das Virus diese DNA in die Leberzellen, wo der Faktor VIII über einen langen Zeitraum gebildet werden kann. Für die Therapie kommen Patienten mit Hämophilie A ohne Faktor-VIII-Inhibitoren in der Vorgeschichte und ohne nachweisbare Antikörper gegen AAV5 infrage.

In der Phase-III-Studie GENEr8, an der 134 Männer mit schwerer Hämophilie A teilnahmen, nahm die durchschnittliche Häufigkeit der Blutungsereignisse nach einmaliger Gabe von Valoctocogen Roxaparvovec signifikant um 84% ab [1]. Etwa ein Jahr nach der Behandlung war die durchschnittliche Faktor-VIII-Aktivität immer noch um 42 IE/dl höher als vor Studienbeginn.

Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Kopfschmerzen (38%), Übelkeit (37%) und erhöhte Aspartat-Aminotransferase-Werte (35%). Bei keinem der Teilnehmer kam es zur Entwicklung von Thrombosen.

Quellen: [1] Ozelo MC et al. N Engl J Med. 2022;386:1013-25; Pressekonferenz "Neue Perspektive: Roctavian® - Erste Gentherapie für Erwachsene mit Hämophilie A", 14. September 2022 (Veranstalter: BioMarin)