Alkoholprobleme werden von Hausärztinnen und Hausärzten offenbar nicht oft genug angesprochen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Dadurch bleiben wirksame Kurzinterventionen meist außen vor.

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© Liudmila Chernetska, iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Bei Menschen mit riskantem Alkoholkonsum haben sich Kurzinterventionen, die auf eine Reduktion von Trinkmenge und -frequenz abzielen, als eindeutig wirksam erwiesen. Die S3-Leitlinie "Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen" schreibt Hausärztinnen und Hausärzten dabei eine Schlüsselrolle zu. Allerdings scheint es mit der Umsetzung der Empfehlung bei Betroffenen mit Alkoholproblemen noch zu hapern, wie jetzt eine Studie der Universität Düsseldorf nahelegt.

Nur 11,5% von insgesamt 2.247 befragten Personen mit riskantem bzw. schädlichem Trinkverhalten gaben an, jemals vom Arzt nach Alkoholproblemen gefragt worden zu sein. Der hausärztliche Rat, weniger zu trinken, war demnach nur in 6,3% der Fälle ergangen. Und sogar nur 1,5% hatten nach eigenen Angaben ein konkretes (medizinisches oder psychologisches) Unterstützungsangebot erhalten.

Beratung und Unterstützung hingen von Geschlecht, Alter und sozialer Stellung der Befragten ab. So erhielten Frauen und sozial besser Gestellte vergleichsweise selten Hilfsangebote vom Arzt. Dies könnte daran liegen, dass sie das Alkoholproblem verschweigen, möglicherweise aus Scham oder Furcht vor Stigmatisierung.

Keine Rolle spielte dagegen der Wohnort (Stadt/Land) der Betroffenen oder ob sie einen Migrationshintergrund hatten.Forderung der Autoren: das Alkohol-Screening in den Gesundheits-Check-up ab dem 35. Lebensjahr integrieren!

Quelle: Kastaun S et al. BMJ Open. 2022; doi: 10.1136/bmjopen-2022-064268