Können vermehrte soziale Kontakte bei isoliert lebenden älteren Menschen eine Demenz verzögern? Auf dem Internationalen Alzheimerkongress AAIC in San Diego wurde eine randomisiert-kontrollierte Untersuchung zu dem Thema vorgestellt. Teilnehmende hatten per Video-chats und Telefon Gelegenheit zu sozialer Interaktion.

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© Rido, Stock Adobe (Symbolbild mit Fotomodellen)

Positiver Effekt: Soziale Interaktion per Video.

An der Studie I-CONECT (Internet-based Conversational Engagement Clinical Trial) nahmen 186 sozial isolierte ältere Menschen teil. Einschlusskriterien: ≥ 75 Jahre alt, normale Kognition oder erste kognitive Einschränkungen (MCI). Die Hälfte der Teilnehmenden nahm an der Intervention mit täglichen, leicht zugänglichen Videochats teil. Am anderen Ende saßen in Gesprächsführung ausgebildete Personen, mit denen sich die älteren Menschen über eines von 150 zuvor festgelegten Themen unterhalten konnten. Die Gesprächspartner und -partnerinnen wechselten regelmäßig.

Die 2-4 Gespräche pro Woche dauerten ca. 30 Minuten. Zudem wurden die Teilnehmenden einmal pro Woche telefonisch 10 Minuten lang nach ihren sozialen Aktivitäten, ihrer Stimmung und ihrer Gesundheit befragt. In der Kon-trollgruppe gab es nur den wöchentlichen Telefon-Check.

Teilnehmende mit ersten kognitiven Einschränkungen profitierten

Alle absolvierten zu Beginn sowie nach 6 und 12 Monaten diverse Kognitionstests. Als primärer Endpunkt wurden Veränderungen beim Kognitionstest MoCA (Montreal Cognitive Assessment, 0-30 Punkte) gewertet. Zu Beginn lag der Wert in beiden Gruppen bei 23,5 Punkten.

Nach 6 Monaten waren die MoCA-Werte bei Personen mit MCI in der Interven- tionsgruppe um 1,75 Punkte besser als in der Kontrollgruppe - ein signifikanter Unterschied mit einer moderaten Effektstärke (Cohen's d = 0,73). Der Unterschied ließ sich primär mit einer Verbesserung des Gedächtnisses erklären. Bei den Personen mit normaler Kognition hatte die Intervention hingegen keinen erkennbaren Einfluss, hier gab es nach 6 Monaten keine statistisch signifikanten MoCA-Differenzen.

Auch nach 12 Monaten bestätigte sich der Effekt auf das Gedächtnis von Personen mit MCI: Sie schnitten bei Tests auf das episodische Gedächtnis signifikant besser ab als in der Kontrollgruppe - unter den Teilnehmern mit normaler Kogni- tion war dies wiederum nicht der Fall.

Quelle: Alzheimer's Association International Conference (AAIC), 31.7.-4.8.2022, San Diego