Es begann mit einem alltäglichen Unfall: Einem Bauarbeiter fiel eine Metallstange auf die rechte Hand. Weil ihn bald Schmerzen, eine Schwellung und ein großes Hämatom plagten, ging er zwei Stunden später zu seinem Hausarzt. Dort erhielt er ein Schmerzmittel.

Allerdings wurde der Schmerz immer stärker, weshalb er sich weitere drei Stunden später in die Notaufnahme begab. Radialis- und Ulnarispuls waren tastbar, der Tastsinn der Hand intakt. Jede Bewegung der leicht gekrümmten Finger verstärkte den Schmerz. Ein Röntgenbild zeigte Brüche des 4. und 5. Mittelhandknochens.

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© BMJ. 2022;378:e071151

Geschwollene Hand, leicht gekrümmte Finger, Hämatom nach Quetschungsverletzung

Das Ärzteteam stellte die Diagnose eines Kompartmentsyndroms infolge der Quetschungsverletzung. Dabei handelt es sich um einen orthopädischen Notfall mit dringendem Behandlungsbedarf. In den Muskellogen des geschädigten Bereichs steigt der Gewebedruck an, was zu einem Kollaps der Kapillargefäße, einer Minderdurchblutung, einem Sauerstoffmangel und schließlich zum Absterben von Muskel- und Nervenzellen führt.

Verdacht auf ein Kompartmentsyndrom in einer Gliedmaße sollte bei Schmerzen, Blässe, Unterkühlung, Parästhesie, Pulsschwäche und Lähmung aufkommen. Leitsymptom sind starke Schmerzen, die durch eine passive Streckung der involvierten Muskeln noch verstärkt werden. Diese sollten nicht etwaigen Knochenbrüchen zugeschrieben werden.

Nach der klinischen Diagnose sollten schnellstens die Faszien der betroffenen Muskellogen chirurgisch eröffnet werden, um Gewebsuntergang zu vermeiden. Bis zur Op. sollten alle einengenden Verbände etc. entfernt und die Hand höchstens auf Höhe des Herzens gehalten werden, um die Durchblutung nicht noch weiter zu behindern.

Quelle: Lui TH, Wong WB, Pan X. Bruise over the palm. BMJ. 2022;378:e071151

Bei dem Mann lag ein Notfall vor. Für das Vorgehen bei chronischen Schwellungen der Fingergelenke lesen Sie unseren Beitrag ab S. 38.