Während der fruchtbaren Phase von Frauen ist die Prävalenz chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) am höchsten. US-Forscher fanden nun heraus, dass dies für werdende Mütter und ihre Kinder besonders gilt.

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Die Krankheitsverläufe von CED während der Schwangerschaft unterscheiden sich nicht wesentlich von denen nicht schwangerer Patientinnen. Wenn die Krankheit vor der Empfängnis in Remission ist, bleibt diese in den meisten Fällen auch während der Schwangerschaft bestehen. Trotzdem wollten nun US-Wissenschaftler herausfinden, ob es bei Pa-tientinnen mit Colitis ulcerosa (CU) oder Morbus Crohn (MC) zu nachteiligen Folgen für Mutter und Kind kommt. In ihrer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von schwangeren Krankenhauspatientinnen analysiert.

Von rund 8 Millionen Schwangeren waren 14.129 an einer CED erkrankt, 5.665 an CU und 8.475 an MC. Ein Gestationsdiabetes trat bei 5,94% der Schwangeren mit CED und 5,66% ohne CED auf. Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen einschließlich Präeklampsie, Eklampsie und HELLP-Syndrom waren mit 2,83% vs. 2,06% zu vermelden und für Frühgeburtlichkeit mit 2,97% vs. 2,06% - alle Unterschiede waren statistisch signifikant. Dagegen waren postpartale Blutungen bei darmkranken Frauen lediglich numerisch erhöht.

Nachdem auf Faktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Adipositas adjustiert wurde, ergab sich ein um 55% erhöhtes Risiko für Schwangere mit CED, an Gestationsdiabetes oder einer gestörten Glukosetoleranz zu erkranken, und ein um 35% höheres Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen.

Auch bei den Feten zeigten sich Auswirkungen: Eine intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) trat in der CED-Gruppe signifikant häufiger auf als in der Kon-trollgruppe (2,37% vs. 1,82%), ebenso wie fetaler Fruchttod (0,35% vs. 0,12%). CED erhöhten das Risiko für IUGR um 27%, für eine Frühgeburt um 41% und für einen intrauterinen Fruchttod sogar um 221%. Bei den Neugeborenen war die Wahrscheinlichkeit für ein zu hohes Geburtsgewicht in der CED-Gruppe zwar erhöht, jedoch statistisch nicht signifikant.

Bei der getrennten Bewertung der Patientinnen mit CU und MC waren Schwangere mit MC häufiger im Nachteil: Ihr Risiko für Gestationsdiabetes, hypertensive Schwangerschaftserkrankungen oder eine Frühgeburt war um 89%, 52% bzw. 19% erhöht. Bei CU-Patientinnen lagen die Werte im Bereich der Kontrollgruppe. Sowohl bei Schwangeren mit CU als auch mit MC war die Wahrscheinlichkeit für einen intrauterinen Fruchttod um 235% bzw. um 211% höher als bei Schwangeren ohne CED.

Fazit der Autoren: Frauen mit mittelschwerer bis schwerer CED-Erkrankung sollten vor einer Schwangerschaft beraten und entschlossen behandelt werden, um vorab eine Remission zu erreichen.

Quelle: Tarar ZI et al. Int J Colorectal Dis 2022; doi: 10.1007/s00384-022-04185-9