Seit 2017 dürfen Ärzte Cannabis-Blüten und -Extrakte für schwerkranke Patienten auf BtM-Rezept verordnen. Für die Erstattung durch die GKV muss ein Antrag gestellt werden, in dem die Ärztin oder der Arzt darlegt, dass bisherige Therapien nicht ausreichend wirksam oder unverträglich waren. Etwa ein Drittel dieser Anträge wird derzeit abgelehnt [1]. Sigrid Lacher, National Sales Director von Ethypharm, sieht in diesem Antragsverfahren eine echte Hürde, die viele Ärzte davon abhält, medizinisches Cannabis zu verordnen. Sie begrüßte deshalb die Initiative der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), die im Januar 2021 ein Eckpunktepapier verabschiedet hatte. Darin wurde festgestellt, dass die bürokratischen Hürden für die Verordnung von Cannabinoiden hoch und z. T. auch kompliziert seien. Dadurch bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass zahlreiche Patientinnen und Patienten unversorgt bleiben, v. a. im hausärztlichen Bereich. Die DGS sprach sich deshalb für eine Verordnung ohne Antragsverfahren aus [1].

Inzwischen haben die Bemühungen der DGS Früchte getragen. Anfang dieses Jahres wurde mit der AOK Rheinland/Hamburg ein Vertrag nach § 140a SGB V zur Verbesserung der Qualität der Versorgung von Patienten mit Cannabinoiden für den medizinischen Bedarf gemäß § 31 Abs. 6 SGB V geschlossen. Teilnehmende Vertragsärzte müssen sich über ein 20-stündiges Curriculum mit anschließender Lernerfolgskontrolle für die vereinfachte Verordnung ohne Genehmigungsvorbehalt qualifizieren. Außerdem sind sie dazu verpflichtet, regelmäßig an CME-zertifizierten Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen und sich jährlich zu rezertifizieren. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet.

Hürden bei der Verordnung müssen nicht nur für die Ärzte abgebaut werden, sondern auch für die Patienten, betonte Lacher. Denn viele Patienten hätten aus verschiedenen Gründen Hemmungen, ihren Hausarzt auf medizinisches Cannabis anzusprechen.

Quellen: [1] Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin. Gemeinsames Eckpunktepapier vom 19. Januar 2021; Paneldiskussion "Patientenversorgung, zu viel oder zu wenig Angebot?" 3. Medicinal Cannabis Congress, Berlin, 10. Juni 2022 (Sponsor: Ethypharm)