Positive Studienergebnisse -- Ein einseitiger sensorineuraler Hörverlust zieht häufig einen Tinnitus nach sich. Die Reduktion von akustischem Input im Hörzentrum verursacht vermutlich einen kompensatorischen Anstieg der neuronalen Aktivität, die dann zur Wahrnehmung von Ohrgeräuschen führt. Eine Signalverstärkung durch Hörgeräte sollte daher einen Tinnitus günstig beeinflussen. Darauf deutet nun auch eine Untersuchung aus Japan hin.

An der Studie beteiligten sich 97 Patientinnen und Patienten mit einer Reintonhörschwelle bei 0,5, 1, 2 und 4 kHz von > 30 dB und im Schnitt 55 dB im betroffenen Ohr; ein Tinnitus bestand im Mittel seit 2 Jahren. Alle erhielten eine Tinnitusberatung und ein digitales und individuell angepasstes Hörgerät, das tagsüber mindestens 10 Stunden getragen werden sollte.

Bei Studieneintritt sowie nach 3 und 12 Monaten beurteilten die Teilnehmenden den Effekt auf die Ohrgeräusche mittels Tinnitus Handicap Inventory (THI-Score von 0-100, Werte ab 58 gelten als schweres Handicap). Schon nach 3 Monaten war ein signifikanter Rückgang zu verzeichnen, von anfangs durchschnittlich 50,0 auf 12,7 Punkte; dieser Effekt hatte nach einem Jahr noch Bestand (8,8 Punkte). Eine relevante Verbesserung nannten zu beiden Zeitpunkten 78% bzw. 89% der Behandelten. Die Wirkung war unabhängig von Ausprägung und Ätiologie des Hörverlusts.

Ein ähnlich positives Bild ergab sich, wenn die Patienten Lautstärke und Belästigung durch den Tinnitus auf einer visuellen Analogskala beurteilten: In beiden Punkten wurde nach 3 Monaten ein signifikanter Rückgang erzielt, der in den folgenden 9 Monaten erhalten blieb. Eine zumindest leichte Verbesserung gaben 86% bzw. 91% der Teilnehmenden nach 3 Monaten und 87% bzw. 93% nach einem Jahr an.

Laut Autoren ist "die Sound-Therapie mit Hörgeräten" bei Patienten mit einseitigem Tinnitus und erworbenem ipsilateralem sensorineuralem Hörverlust "bemerkenswert wirksam".

Quelle: Ueno M et al. Ear Nose Throat J 2022; doi: 10.1177/01455613221112346