Es werden immer wieder Fälle berichtet, in denen bei COVID-19-Erkrankten oder auch kurz nach einer SARS-CoV-2-Impfung Hautsymptome auftreten, die mit einer Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) in Einklang stehen. Ein internationales Team hat solche Fälle bzw. Fallserien in einer Übersicht gesammelt. Von insgesamt 218 beschriebenen Zosterfällen waren fast 90% mild verlaufen, hauptsächlich mit Hautausschlägen, die nur ein Dermatom betrafen.

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Typisches Herpes-Zoster-Symptom: Ein schmerzhafter Hautausschlag.

In 179 Fällen war der Zoster nach einer SARS-CoV-2-Impfung aufgetreten. Die Latenzzeit zwischen Impfung und VZV-Reaktivierung lag bei median 6 Tagen. In 86% aller Fälle beschränkten sich die Symptome auf einen lokal begrenzten Hautausschlag, disseminierte Ausschläge zeigten weniger als 5%. Von schweren Manifestationen waren in dieser Gruppe 20 Personen betroffen, dabei dominierte mit etwas mehr als 5% aller Fälle der Zoster ophthalmicus, der im Gesicht und an den Augen auftritt. Generell traten die Episoden meist nach der ersten Dosis auf (68% aller Fälle), weniger häufig nach der zweiten Dosis (31%) und nur sehr selten nach einer Auffrischimpfung (0,6%).

In 39 Fällen war der Zoster im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung ausgebrochen, die Latenzzeit bis zum Ausbruch lag hier im Mittel bei 7 Tagen. Auch hier war die häufigste Zostermanifestation der auf ein Dermatom bezogene Ausschlag (68%). Von den insgesamt 10 schweren Fällen war ebenfalls der Zoster ophthalmicus die häufigste Form. Jeweils ein Patient hatte eine postherpetische Neuralgie, eine Enzephalitis/Meningitis bzw. eine Vaskulitis entwickelt.

Grund für die Reaktivierung unbekannt

Über den genauen Mechanismus, der die COVID-19-Impfung bzw. -Erkrankung und die VZV-Reaktivierung verbindet, rätseln die Wissenschaftler noch. In einer US-Datenbank zu Impfnebenwirkungen wurden bislang 5.934 solcher Fälle nach einer Coronaimpfung registriert.

Die Forscherinnen und Forscher wollen ihre Ergebnisse keinesfalls als Argument gegen die Impfung verstanden wissen. Diese sei "sicher und nach wie vor mit Nachdruck zu empfehlen".

Zu ergänzen ist, dass der Herpes Zoster selbst zu den impfpräventablen Erkrankungen zählt. Ein Vakzin mit hoher Wirksamkeit bei Älteren ist seit 2018 verfügbar und wird von der STIKO als Standardimpfung generell ab 60 Jahren bzw. als Indikationsimpfung bei geschwächtem Immunsystem oder einem schweren Grundleiden ab 50 Jahren empfohlen.

Quelle: Martinez-Reviejo R et al. Eur J Intern Med 2022; doi: 10.1016/j.ejim.2022.07.022