Dr. Monika R., Allgemeinärztin, Bayern: Wir haben vor drei Monaten eine neue medizinische Fachangestellte eingestellt. Von Anfang an hat sie sich mit den bestehenden Praxisstrukturen kritisch auseinandergesetzt und gute Ideen zur Verbesserung der Abläufe eingebracht. Es wäre toll, wenn sich das gesamte Team so mit der Praxis beschäftigen würde. Wie können wir das umsetzen?

MMW-Experte Walbert: Gratuliere! Sie haben nicht nur eine Mitarbeiterin, sondern eine Mitdenkerin eingestellt! In der Industrie wurde das "betriebliche Vorschlagswesen" bereits vor vielen Jahren eingeführt. Die Erfolgsformel heißt jetzt "Ideenmanagement" (IM). Konsequent und richtig durchgeführt bedeutet es eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In der Industrie werden ca. 50% der Vorschläge umgesetzt und bis zu 12.000 Euro jährlich eingespart. Die Ideengeber werden mit bis zu 1.500 Euro an den Einsparungen beteiligt.

Bei einer erfolgreichen Umsetzung des IM bringt nicht nur der finanzielle Aspekt Vorteile. Die Motivation, die Zufriedenheit bei der Arbeit, das Teamgefühl werden spürbar besser. Beim Ideengeber steigt das Selbstwertgefühl - und der Anreiz für weitere Vorschläge.

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Clevere Angestellte bringen die Praxis voran.

Aufgabe der Praxisleitung ist es, ein transparentes, niederschwelliges Verfahren anzubieten: Ideengeber müssen einen möglichst einfachen Zugang zur Abgabe ihrer Idee haben. Es sollte klar sein, wer die Idee beurteilt und wie der materielle Anreiz gestaltet ist - Prämie, Gutschein, Freizeit etc. Wichtigste Aufgabe der Führungskräfte ist es, in der Praxis auf allen Kanälen Gesprächsbereitschaft und Wertschätzung für die Ideengeber zu zeigen und diese mit positiver Haltung zu motivieren.

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Helmut Walbert

Allgemeinarzt, Medizinjournalist und Betriebswirt Medizin