Ein 40-jähriger, für gewöhnlich gesunder Mann hatte sich gerade von einer kurzen Episode mit Durchfall und Harnröhrenausfluss erholt, als sein Körper auf einmal völlig verrücktspielte. Innerhalb weniger Tage entwickelte er gelbliche, hyperkeratotische Pusteln an den Fußsohlen, psoriatische Hautläsionen an Kopfhaut, Stamm und Händen, Kreuzschmerz, Bindehautentzündung, wandernde Glossitis und Balanitis circinata. Mehrere Nägel begannen, sich abzulösen, und beide Knie sowie ein Sprunggelenk schwollen merklich an. Die Konzentration von C-reaktivem Protein wurde mit 59 mg/l bestimmt (normal < 5 mg/l), im Urin fand sich Eiter. Tests auf Rheumafaktor sowie Chlamydien und andere Erreger blieben allerdings negativ.

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© N Engl J Med. 2022;386:2035

Einige der Symptome waren Keratoderma blenorrhagicum an den Fußsohlen (A) Glossitis (B), Knieschwellungen (C) und Balanitis circinata (D).

Die Ärzte diagnostizierten eine reaktive Arthritis. So bezeichnet man eine Gelenkentzündung, die in der Folge einer Urethritis oder einer Enteritis auftritt. Die Haut- und Schleimhautveränderungen gehören zum Vollbild der Erkrankung. Nicht immer wird der ursprüngliche Infekt wie in diesem Fall überhaupt bemerkt. Bei einem späteren Test stellte sich heraus, dass der Patient Träger des HLA-B27-Proteins und somit besonders anfällig für entzündlich-rheumatische Erkrankungen war.

Nach fünfmonatiger Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika, systemischen Glukokortikoiden und Sulfasalazin waren die Symptome abgeklungen.

Quelle: Vičić M, Prpić Massari L. Reactive arthritis. N Engl J Med. 2022;386:2035