Mit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Tests auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) erstmals seit Jahren deutlich zurückgegangen. Das geht aus Daten hervor, die PD Dr. Christoph Boesecke vom Uniklinikum Bonn und sein Team erhoben und ausgewertet haben.

Am Checkpoint Köln, einer Schnellteststelle der Kölner Aidshilfe, haben sich zwischen 2017 und 2020 insgesamt 15.153 Personen zwischen 16 und 85 Jahren auf STI testen lassen. 2020 sank die Zahl der Testungen im Vergleich zu 2019 um insgesamt 40%. Als Ursache für den Rückgang machen die Autoren vor allem den Corona-bedingten Lockdown verantwortlich.

Die jährliche Rate der Besucher, die einen HIV-Test verlangten, ist im gesamten Studienzeitraum von 55% auf 42% gesunken. Dagegen wurden zunehmend Tests auf Chlamydien und Gonorrhö nachgefragt, anfangs 17%, zuletzt 29%. Beim Syphilis-Screening blieben die Zahlen konstant. Während der Anteil der MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) an den Getesteten über die Jahre von 46% auf 35% deutlich gesunken ist, waren in allen anderen Gruppen Anstiege zu verzeichnen, vor allem bei Frauen, die Sex mit Frauen haben (WSW, +94%). Die Positivrate aller Tests zusammengenommen lag bei 5%. Von den HIV-Tests waren 75 positiv, diese betrafen in drei Viertel der Fälle MSM.

Die Zahl der PrEP-Nutzer, die sich testen ließen, ist zwischen 2017 und 2019 deutlich um 46% bzw. 52% gestiegen. Im Jahr des Coronaausbruchs gab es auch hier mit einem Plus von nur 7% einen erheblichen Einbruch der Zuwachsraten.

Fazit der Autoren: Es besteht weiter ein kontinuierlicher Bedarf an Aufklärungsmaßnahmen sowie an niedrigschwelligen und kostenlosen STI-Screening-Kapazitäten.

Quelle: Conf. on Retroviruses and Opportunistic Infections 2022; CROI #924