Ungeimpfte Covid-Patienten mit Risikofaktoren profitieren von einer frühen Infusionstherapie mit Remdesivir: In einer Studie reduzierte sich die Zahl der Krankenhausaufnahmen um 87%.

In eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde Studie wurden ambulante Patienten mit COVID-19 aufgenommen, die seit maximal 7 Tagen Symptome zeigten und mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf hatten, darunter auch ein Alter über 60 Jahren. Alle waren ungeimpft. In der Verumgruppe erhielten die Patienten am ersten Tag 200 mg Remdesivir i.v. und an Tag 2 und 3 je 100 mg. Primärer Endpunkt waren Krankenhausaufnahme und Tod nach 14 und 28 Tagen.

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© gorodenkoff / Getty Images (Symbolbild mit Fotomodell)

Noch immer landen viele Covid-Patienten im Krankenhaus.

Zwischen September 2020 und April 2021 wurden 279 Patienten in der Remdesivir- und 283 Patienten in der Placebogruppe nachuntersucht. Das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren, 48% waren Frauen. In der Placebogruppe mussten 15 Patienten ins Krankenhaus (5,3%), in der Remdesivir-Gruppe waren es nur 2 (0,7%). Das entspricht einer hochsignifikanten Risikoreduktion von 87% (p = 0,008). Todesfälle traten in der Studie nicht auf. Nebeneffekte wurden bei 42,3% in der Remdesivir- und bei 46,3% in der Placebogruppe dokumentiert, zumeist Übelkeit, Kopfschmerzen und Husten.

Quelle: Gottlieb RL, Vaca CE, Paredes R et al. Early remdesivir to prevent progression to severe COVID-19 in outpatients. N Engl J Med. 2022;386:305-15

MMW-Kommentar

Eine hohe Impfrate könnte die Pandemie beenden. Weil dies aber nicht absehbar ist, brauchen wir antivirale Therapien, Antikörper und Immunmodulatoren, um die Hospitalisierungsrate infizierter Patienten zu senken. Obwohl die Viruslast in beiden Gruppen annähernd gleich blieb und Mortalitätsunterschiede nicht beurteilt werden konnten, war die Effektstärke der Reduktion von Krankenhausaufnahmen beeindruckend. Daher wird für Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Covid-Verlauf die Gabe von Remdesivir möglichst früh im Verlauf der Erkrankung empfohlen. Eine Änderung der Wirkstärke durch verschiedene Varianten des Virus ist nicht zu erwarten, da der Angriffspunkt von den Mutationen unabhängig ist.

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Prim. Dr. P. Dovjak

Akutgeriatrie, Salzkammergutklinikum Gmunden, Österreich

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Prof. Dr. med. H. J. Heppner

Geriatrische Klinik und Tagesklinik, Helios Klinikum Schwelm