Vor allem ein langjähriger Diabetes kann eine Vielzahl von Komplikationen verursachen. Eine (zu) wenig beachtete: die diabetische Osteopathie und der damit verbundene Anstieg von Hüftfrakturen.

"Menschen mit Diabetes sind eine Risikogruppe für Osteoporose. Das steht auch in der Leitlinie, aber irgendwie ignoriert das jeder", sagte Prof. Martin Fassnacht beim diesjährigen "Praxis Update". Der Endokrinologe vom Universitätsklinikum Würzburg stellte daher die Ergebnisse einer Studie vor, die den Zusammenhang zwischen (Prä-)Diabetes vom Typ 2 und Hüftfrakturen untersucht hat [1].

Die Untersuchung basiert auf den Daten von 5,7 Millionen Männern und Frauen im Alter über 50 Jahren aus Südkorea, 1,1 Millionen hatten einen Typ-2-Diabetes und 1,5 Millionen einen Prädiabetes. Menschen mit einer Hüftfraktur in der Anamnese waren ausgeschlossen. Verglichen mit der Gruppe ohne Diabetes hatten Patientinnen und Patienten mit neu entdecktem Diabetes während des Follow-up (2009/2010 bis 2016) ein um 17% erhöhtes Hüftfrakturrisiko. Der relative Risikozuwachs stieg auf 54% bei einem weniger als fünf Jahre und auf 110% bei einem mehr als fünf Jahre bestehenden Diabetes. Selbst bei einem Prädiabetes war schon ein leichter Anstieg (ca. 3%) erkennbar. "Je länger der Diabetes besteht, desto höher ist das Risiko für Hüftfrakturen", so das Fazit von Fassnacht.

Bereits gut belegt ist der Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabetes und osteoporosebedingten Frakturen: Proximale Femurfrakturen treten 3-6 × und Wirbelkörperfrakturen 2-3 × so häufig auf wie ohne Diabetes. Die Leitlinie empfiehlt deshalb, bei Menschen mit Typ-1-Diabetes die Therapiegrenze um 1,0 T-Scores bis maximal zu einem T-Score von -2,0 anzuheben (Evidenzgrad 2-, Expertenkonsens).

Auch bezüglich des Typ-2-Diabetes wird auf ein um etwa 50% erhöhtes Risiko für proximale Femurfrakturen hingewiesen, die Studienlage hierzu sei allerdings nicht einheitlich. Die neuen Daten aus Süd- korea untermauerten, dass auch bei Typ-2-Diabetes und sogar bei einem Prädiabetes die Förderung der Knochengesundheit angezeigt sei.

Literatur: 1. Park HY et al. Bone 2021;142:115691