Meine 85-jährige Patientin litt schon seit Wochen unter einer Zoster-Neuralgie. Wegen der intensiven Schmerzen war sie anfangs notfallmäßig in stationäre Behandlung gekommen und auf eine multimodale Schmerztherapie eingestellt worden.

Bei der aktuellen Konsultation in meiner Sprechstunde klagte sie trotz regelmäßiger Einnahme dreier Analgetika weiter über erhebliche Schmerzen. Diese hätten sich jedoch merklich gebessert, seitdem sie sich ein "Herrentaschentuch" auf die vor allem betroffene Schulter lege, um den Kontakt der Kleidung zur Haut abzumildern. Bei dem Textil handelte es sich wohl um ein Leinentaschentuch ihres verstorbenen Ehemanns.

"Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!" entfuhr es mir. Es macht viel aus, wenn der Patient auf eine Therapie vertraut. Und wenn man sich selbst etwas ausdenkt, von dem man ausgeht, dass es helfen könnte, mag man sich ungern eingestehen, dass diese Eigentherapie nutzlos ist. Was hilft, ist recht.