Zur Behandlung der Insomnie wurde der erste Orexin-Rezeptor-Antagonist zugelassen. Daridorexant (Quviviq®) reguliert das überaktive Wachsystem herunter und soll bis Jahresende in den ersten EU-Ländern verfügbar sein.

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Ein- und Durchschlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf sowie Beeinträchtigung und Leistungsminderung am Tag sind die drei Hauptkriterien der Insomnie. Dabei sollte v. a. die Symptomatik am Tag im Mittelpunkt der Therapie stehen, erklärte Prof. Göran Hajak, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Sozialstiftung Bamberg, Universität Erlangen.

Häufigste Ursache: Hyperarousal

Auslöser einer Insomnie können ein geschwächtes Schlafsystem (häufig bei hirnorganischen Schäden), eine gestörte Schlaf-Wach-Regulation (Stress, Schichtarbeit) oder ein überaktives Wachsystem sein. Letzteres ist am häufigsten, so Hajak. Ursachen dieser auch als Hyperarousal bezeichneten Übererregbarkeit sind oft Stress, psychophysische Erregung, Restless Legs oder Medikamente. Bei Betroffenen können eine Hyperreagibilität des Stresssystems (hohe Cortisolspiegel), eine hohe Aktivität im Gehirnstamm im Schlaf mittels Positronen-Emissions-Tomografie sowie kleine hochfrequente Betawellen im Wach- und Schlafzustand im Elektroenzephalogramm nachgewiesen werden.

Angriffspunkt ist der Neurotransmitter Orexin

Die therapeutische Konsequenz besteht laut dem Schlafmediziner darin, das Hyperarousal am Abend herunterzufahren. Der Schalter dafür liegt im zirkadian tätigen Orexin-System. Orexin ist ein Neuropeptid, welches den Menschen am Morgen aufweckt und für Appetit sorgt.

Nun wurde der erste Orexin-Rezeptor-Antagonist für Erwachsene zugelassen, die seit mindestens drei Monaten an einer chronischen Insomnie mit erheblicher Beeinträchtigung am Tag leiden. Daridorexant erleichtert die Schlafinduktion durch Hemmung des Wachsystems. Es zeigte in Zulassungsstudien sowohl eine verkürzte Einschlaf- als auch eine reduzierte nächtliche Wachliegezeit, so Prof. Christoph Schöbel, Leiter des Zentrums für Schlaf- und Telemedizin der Universität Essen. Auch wurde eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung festgestellt.

Zudem verbesserte Daridorexant am Tage für den Patienten relevante Parameter des Insomnia Daytime Symptoms and Impacts Questionnaire. Die Substanz war Schöbel zufolge gut verträglich und führte zu keiner Abhängigkeit. Nach dem Absetzen wurde zudem keine Rebound-Insomnie beobachtet.

Quelle: Symposium "Schlafstörung im Fokus - Neue Perspektiven für die internistische Praxis", im Rahmen des Internistenkongresses, 2. Mai 2022 (Veranstalter: Idorsia)