Seniorinnen und Senioren, die an Depressionen leiden, schildern ihrem Hausarzt oft diffuse körperliche Beschwerden. Sie meiden die direkte Ansprache psychischer Probleme aus Scham, Angst oder der Befürchtung, für verrückt gehalten zu werden. Wie Sie Depressionen bei älteren Menschen erkennen und behandeln, finden Sie im 6. Modul unseres Basiskurses Geriatrie.

Aufschlussreiche Diagnosetests

Hätten Sie gewusst, dass sich zusätzlich zum zentralen Patientengespräch der Einsatz psychometrischer Verfahren bewährt, um eine mögliche Depression richtig zu diagnostizieren. Dazu zählen die Geriatrische Depressionsskala (GDS), ein 15-Fragen-Test zur Einschätzung der emotionalen Lage geriatrischer Patienten, und die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), bei der verschiedene Kriterien wie Schuldgefühle, Einschlafstörungen oder emotionale Erregbarkeit bepunktet werden und das Gesamtergebnis die Schwere einer depressiven Störung erkennen lässt.

Arzneien als Depressionsauslöser

Hätten Sie gewusst, dass vor allem folgende Medikamente Depressionen auslösen können: Betablocker, Prazosin, Clonidin, Kortikosteroide, Cimetidin, manche Antibiotika (z. B. Gyrasehemmer) und Digitalisglykoside.

Trauer ist anders

Hätten Sie gewusst, dass differenzialdiagnostisch eine Depression von der Trauer abgegrenzt werden sollte. Gemeinsame Symptome sind Gefühle der Niedergeschlagenheit, Interessenlosigkeit und Schlafstörungen. Trauer und Depression unterscheiden sich aber im Wesentlichen darin, dass depressive Patienten deutlicher einen Verlust oder einen Fehler bei sich selbst erleben, sich wert- oder hoffnungslos fühlen, wenig Selbstvertrauen besitzen und häufig Suizidgedanken hegen.

Therapie mit Antidepressiva ausloten

Hätten Sie gewusst, dass Sie bei depressiven Patientinnen und Patienten Therapieerfahrungen am besten sowohl mit einem antriebssteigernden (z. B. Citalopram) als auch mit einem sedierenden Antidepressivum (z. B. Mirtazapin) sammeln und später entsprechend nutzen sollten.

Niedrig einsteigen, langsam fortsetzen

Hätten Sie gewusst, dass die Dauer einer antidepressiven Pharmakotherapie mindestens 6 Wochen betragen sollte, um einen Effekt abschätzen zu können. Bei wirkungsvollem Einsatz sollte die medikamentöse Behandlung bei einer ersten depressiven Episode 12 Monate, bei einem Rezidiv bis zu 3 Jahre und bei Hochrisikopatienten auch länger beibehalten werden. Faustregel für die Verordnung: "Start low, go slow".