HIV-Infizierte können sich durch Impfung und Boostern vor COVID-19 schützen. Zwar kommt es gehäuft zu Durchbruchinfektionen. Doch das hat andere Gründe als die HIV-bedingte Immunsuppression, so der Hamburger Infektiologe Prof. Christian Hoffmann.

Die meisten HIV-Infizierten sind mit SARS-CoV-2-Vakzinen ebenso gut vor einer COVID-19-Erkrankung geschützt wie Menschen ohne HIV-Infektion, so Prof. Christian Hoffmann vom Infektionsmedizinischen Centrum Hamburg.

Mittlerweile gebe es eine Fülle von Daten, die auf ein "insgesamt relativ gutes Ansprechen" bei HIV-Infizierten hinweisen. Bisher habe man keine Signale für eine schlechte Verträglichkeit gesehen.

Aus mehreren Studien sei allerdings bekannt, dass sowohl eine niedrige CD4-Zellzahl als auch eine hohe Viruslast mit einem erhöhten Risiko einer schweren SARS-CoV-2-Infektion einhergehe, so Hoffmann. Umso wichtiger sei eine frühzeitige antiretrovirale Therapie sowie die COVID-19-Impfung.

Mit der Grundimmunisierung ist es bei schlechtem Immunstatus allerdings nicht getan, wie aktuelle Real-Life-Daten nahelegen []: Hier waren niedrige CD4-Zellzahlen (< 250/µl) deutlich mit einem verminderten Ansprechen auf die Impfung assoziiert. Ähnliches galt für virämische Patienten sowie für Menschen über 65 Jahre.

Boostern erfolgreich

Booster-Impfungen induzieren auch bei schlechten CD4- Werten eine relativ gute Immunantwort, so Hoffmann. Gegenwärtig empfiehlt die STIKO für Menschen mit Immundefekt eine vierte Impfdosis. Bei CD4-Zellzahlen ≤ 200/µl und/oder nachweisbarer Viruslast sollte der Impferfolg mit einer Antikörpertestung frühestens vier Wochen nach der letzten Dosis überprüft werden [].

Für Irritation sorgte kürzlich ein Studienergebnis [], dem zufolge es bei HIV-Infizierten häufiger zu Durchbruchinfektionen mit SARS-CoV-2 kommt. Als "Risikofaktoren" hierfür habe man jüngeres Alter und eine vorherige Erkrankung an COVID-19 identifiziert. "Es sind die Jungen, die viel ausgehen", so Hoffmann. Dabei könne man durchaus auch zweimal erkranken.

Quellen: 18. Münchner AIDS- und COVID-Tage, 25.-27. März 2022 1. Hensley K et al. CROI Abstract 292 2. Epidemiologisches Bulletin 7/2022; https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/ Archiv/2022/Ausgaben/07_22.pdf?__blob=publicationFile 3. Coburn SB et al. medRxiv preprint; https://doi.org/10.1101/2021.12.02.21267182