Takotsubo-Kardiomyopathie -- Der russische Überfall hatte für manche Ukrainer unerwartete Fernwirkungen. So berichten italienische Ärzte über eine 54-Jährige, die am Morgen der Invasion am 24. Februar mit linksseitigen Thoraxschmerzen in die Uniklinik in Varese aufgenommen wurde. Die Schmerzen traten auf, unmittelbar nachdem die Frau von ihren Verwandten über den Beginn der Bombardements informiert worden war.

Im EKG zeigte sich eine leichte ST-Hebung, das Labor ergab einen erhöhten Troponin-I-Wert bei normalen NT-proBNP-Spiegeln und unauffälligen Nierenwerten. Im transthorakalen Echokardiogramm war eine moderate linksventrikuläre Dysfunktion mit einer Hypokinesie der mittleren Apikalsegmente, einer Hyperkinesie der Basis sowie einer leichten Mitralregurgitation feststellbar. Der systolische Pulmonalarteriendruck war normal, die Koronarangiografie unauffällig.

Am nächsten Tag sahen die Ärzte im EKG fehlende T-Wellen der präkordialen Elektroden sowie eine leichte QT-Verlängerung. Aufgrund der linksventrikulären Dysfunktion mit erhöhten Werten für kardiale Biomarker, aber gesunden Koronararterien sowie starkem emotionalem Stress als Trigger, gingen die Ärzte von einer Takotsubo-Kardiomyopathie aus. Offenbar hatte die russische Invasion und die Bedrohung der Verwandtschaft die in Italien lebende Ukrainerin derart belastet, dass sie am "Broken-Heart-Syndrom" erkrankte - sie dürfte an jenem Morgen vermutlich nicht die einzige mit einer solchen Reaktion gewesen sein.

Nach Daten des internationalen Tako-tsubo-Registers betrifft die Erkrankung meist Frauen und ältere Personen - nur etwa 10% sind jünger als 50 Jahre.

Quelle: Golino M et al. Eur J Med 2022, online first; doi: 0.1016/j.ejim.2022.02.023