Das seltene Auftreten von Sinusvenenthrombosen (SVT) hat die Vektorimpfstoffe gegen COVID-19 in Verruf gebracht. Eine große Metastudie zeigt, dass der Komplikation in der Regel ein Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) vorausgeht.

Die Autoren wollten die Sterblichkeitsrate von SVT, TTS-assoziierten SVT und TTS ermitteln und außerdem herausfinden, wie viele TTS-Patienten eine SVT entwickeln. Dafür wurden 69 klinische Studien, Kohorten, Fallserien und Registerstudien mit insgesamt 4.182 Patienten mit einem thrombotischen Ereignis im Zusammenhang mit einem SARS-CoV-2-Vektorimpfstoff identifiziert. 370 von ihnen hatten eine SVT entwickelt. Sekundär interessierten die klinischen Merkmale der Patienten mit thrombotischen Ereignissen.

23 Studien wurden in eine Metaanalyse einbezogen. Unter den TTS-Fällen lag der Anteil von SVT bei 51%. Patienten mit einem TTS hatten ein sehr viel höheres Risiko für eine SVT als Patienten ohne TTS (Odds Ratio 13,8; 95%-Konfidenzintervall 2,0-97,3). Die Mortalitätsraten von TTS und TTS-assoziierter SVT betrugen 28% bzw. 38%.

Thrombotische Komplikationen entwickelten sich innerhalb von zwei Wochen nach der Verabreichung des vektorbasierten SARS-CoV-2-Impfstoffs. Das mittlere Intervall lag bei 10 Tagen. Betroffen waren überwiegend Frauen (69%) unter 45 Jahren, selbst wenn keine prothrombotischen Risikofaktoren vorlagen.

Quelle: Palaiodimou L, Stefanou MI, Katsanos AH et al. Cerebral venous sinus thrombosis and thrombotic events after vector-based COVID-19 vaccines. A systematic review and meta-analysis. Neurology. 2021;97:e2136-47

MMW-Kommentar

Diese Übersichtsarbeit ist die bisher größte Studie zur impfinduzierten Thrombose mit Thrombozytopenie nach COVID-19-Impfung. Die wichtigste und unter den Impflingen am meisten gefürchtete Komplikation ist die impfinduzierte zerebrale Sinusvenenthrombose. Die vorliegende Übersichtsarbeit und Metaanalyse zeigt, dass fast alle Fälle einer impfinduzierten SVT nach einer Impfung mit Vektorimpfstoffen aufgetreten sind.

Differenzialdiagnostisch müssen natürlich spontane SVT von impfinduzierten SVT unterschieden werden. Zur Differenzierung wurde hier der Nachweis einer Thrombozytopenie und Antikörper gegen Plättchenfaktor 4 verwendet.

Bedenken gegen vektorbasierten COVID-19-Impfstoffe sind in Deutschland weit verbreitet, weshalb diese hierzulande praktisch gar nicht mehr zur Anwendung kommen. Daher dürfte auch die Häufigkeit von impfinduzierten SVT deutlich zurückgehen.

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Prof. Dr. med.

H.-C. Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen