Wer schon einmal einen Schlaganfall erlitten hat, dem droht im Falle einer COVID-19-Erkrankung mit deutlich höherem Risiko ein schlechter Verlauf als Patienten ohne diese Vorbelastung. Auch ist ihr Sterberisiko erhöht.

Erfasst wurde der Verlauf von 651 Patienten mit und ohne Schlaganfall in der Vergangenheit, die wegen COVID-19 im Zentralkrankenhaus der chinesischen Stadt Wuhan aufgenommen worden waren. Darunter befanden sich 49 Patienten mit einem Schlaganfall in der Vorgeschichte. Mit einem mittleren Alter von 70 Jahren waren sie älter als die Patienten, die noch keinen Schlaganfall erlitten hatten. Deren Altersschnitt lag bei 50 Jahren.

Patienten mit COVID-19 und vorbestehendem Schlaganfall hatten einen schwereren Krankheitsverlauf und einen längeren stationären Aufenthalt. Ihr Risiko, eine kritische Pneumonie zu entwickeln, war doppelt erhöht (Hazard Ratio 2,01; 95%-Konfidenzintervall 1,27-3,16). Die Vorgeschichte eines Schlaganfalls war auch mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert (1,73; 1,00-2,98). In der Gruppe mit vorbestehendem Schlaganfall waren Alter und zunehmendes Organversagen Prädiktoren für die Sterblichkeit im Krankenhaus.

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Patienten im Z. n. Schlaganfall sollten sich weiterhin besonders gut schützen.

Quelle: Zhang L, Sun W, Wang Y et al. Clinical course and mortality of stroke patients with coronavirus disease 2019 in Wuhan, China. Stroke. 2020;51:2674-82

MMW-Kommentar

Die Studie aus Wuhan wurde in einem sehr frühen Stadium der Pandemie durchgeführt. Patienten mit vorbestehendem Schlaganfall hatten auch häufiger Bewusstseinsstörungen und mussten häufiger intubiert und beatmet werden. Auffällig war zudem, dass Patienten mit vorbestehendem Schlaganfall höhere D-Dimere-Plasmaspiegel hatten. Derart vorbelastete Patienten sind also eindeutig eine Hochrisikopopulation. Man bedenke auch, dass COVID-19 selbst das Schlaganfallrisiko weiter erhöht.

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Prof. Dr. med.

H.-C. Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen