Zwar senken die Screening-Angebote in Deutschland das Risiko für kolorektale Karzinome deutlich, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial - etwa in Form alters- und geschlechtsspezifischer Anpassungen.

In Deutschland stehen gegenwärtig verschiedene Möglichkeiten der Darmkrebsfrüherkennung zur Verfügung: Koloskopien, immunologische Stuhltests (FITs) oder eine Kombination aus beidem. Männer haben ab einem Alter von 50 Jahren, Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf zwei Darmspiegelungen, während FITs für beide Geschlechter ab dem 50. Lebensjahr möglich sind. Ein Team vom deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat diese Strate- gien mit möglichen Alternativen verglichen und dabei Optimierungspotenzial entdeckt.

10% der Darmkrebserkrankungen treten vor dem 55. Lebensjahr auf, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 75 (Frauen) bzw. 72 Jahren (Männer).

Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten; https://go.sn.pub/WVl9Gu

Vorhandene Möglichkeiten optimal kombinieren

Um zu untersuchen, welches Screening-Angebot das langfristige Risiko für kolorektale Karzinome am meisten reduziert, berechneten die Forschenden um Thomas Heißer die Effekte der verschiedenen Vorsorgestrategien mithilfe eines Simulationsmodells. Es basiert auf Daten aus dem deutschen Koloskopieregister sowie Studien zur Darmkrebsvorsorge. Ausgegangen wurde von 100.000 Patientinnen und Patienten mit optimaler Adhärenz, die zu Studienbeginn 50 Jahre alt waren. Für zehn verschiedene Strategien wurde die Inzidenz kolorektaler Karzinome, die dadurch bedingte Mortalität und die median verbleibende Lebenserwartung der entsprechenden Gruppe berechnet.

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© Kzenon, Stock Adobe

Für Frauen ab 50 Jahren wären laut Studie drei Koloskopien im 10-Jahres-Abstand am sichersten zur Darmkrebsfrüherkennung.

Die einzelnen Strategien variierten in der Häufigkeit und Frequenz der Koloskopien und/oder FITs und auch abhängig davon, für welches Lebensalter und Geschlecht sie bestimmt waren. Am besten schnitten Strategien ab, die in Deutschland so noch nicht angeboten werden. Drei Koloskopien, die im Alter von 50, 60 und 70 Jahren erfolgten, reduzierten das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken bzw. zu sterben, am stärksten: um 76%-84% bzw. 82%-90%.

Ähnlich gute Ergebnisse erzielten alleinige jährliche FITs für Menschen von 50 bis 75 Jahren sowie Kombinationen beider Möglichkeiten, wie zwei Koloskopien mit 50 und 60 Jahren plus FITs alle zwei Jahre ab einem Alter von 70 Jahren.

Experten raten, auch Frauen ab 50 Jahren zu screenen

Bei Männern würde Heißer et al. zufolge ein zusätzliches Screening mit 70 Jahren das darmkrebsbedingte Sterberisiko um weitere 9% verringern. Bei Frauen wäre ein Angebot von drei Koloskopien im Abstand von zehn Jahren, das bereits ab einem Alter von 50 Jahren startet, wirksamer als alle derzeit verfügbaren Möglichkeiten, ergänzen die Mediziner.

Auch wenn die aktuell angebotenen Screenings bereits viel dazu beitragen, die Mortalität aufgrund kolorektaler Karzinome zu senken, lautet ihr Fazit: "Frauen bereits mit 50 Jahren zu screenen und mehr Angebote für ältere Menschen zu machen, könnte die Prävention weiter verbessern."

Quelle: Heisser T et al. Int J Cancer 2021;150(9):1471-80. doi: 10.1002/ijc.33894