Eine Kohortenstudie ergab für Kinder mit Asthma bronchiale ein um ca. 35% verringertes Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Die Anwendung inhalativer Kortikosteroide und das Vorliegen weiterer Atopien waren starke Marker für diesen Effekt.

Schon für Erwachsene mit Asthma hatte sich gezeigt, dass diese seltener und weniger schwer an COVID-19 erkranken als Erwachsene ohne Asthma [Terry et al. Am J Respir Crit Care Med. 2021;203:893-905]. Nun wurden 6.515 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren mit einem Asthma bronchiale, die in Gesundheitseinrichtungen der US-amerikanischen Duke University betreut wurden, für eine Studie mit ebenso vielen Kontrollpersonen aus diesen Einrichtungen gematcht. Primärer Endpunkt war ein positiver PCR-Test auf SARS-CoV-2 zwischen März und Oktober 2020. Kinder ohne Test im Beobachtungszeitraum zählten ebenfalls als PCR-negativ.

Die Auswertung zeigte, dass Asthma mit einem niedrigeren Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion assoziiert war (relatives Risiko: 0,67; 95%-Konfidenzintervall: 0,49-0,92). Ein tendenziell noch geringeres Risiko ergab sich für Kinder, denen inhalative Kortikosteroide (ICS) verschrieben worden waren (0,60; 0,38-0,94) oder die atopische Komorbiditäten hatten (0,59; 0,39-0,88). Kein Kind mit Asthma und COVID-19 musste stationär behandelt werden.

Quelle: Rao S, Hurst JH, Zhao C et al. Asthma and the risk of SARS-CoV-2 infection among children and adolescents. medRxiv 2021, doi: 10.1101/2021.07.20.21260871

MMW-Kommentar

Wie für Erwachsene scheint auch für Kinder zu gelten: Asthmapatienten haben kein erhöhtes SARS-CoV-2-Infektionsrisiko - womöglich sogar ein geringeres, insbesondere bei ICS-Therapie. Die Arbeit hat aber Stand März 2022 noch kein wissenschaftliches Peer-Review-Verfahren durchlaufen.

Methodisch sind einige Einschränkungen zu beachten. Das Matching der beiden Studiengruppen ist bei der Analyse von retrospektiven Real-World-Daten immer schwierig. Der Erfolg hängt davon ab, wie gut a priori mögliche Störfaktoren identifiziert und berücksichtigt wurden. So kann z. B. nicht ausgeschlossen werden, dass Asthmapatienten sich aus Sorge vor einem schweren COVID-19-Verlauf besonders vorsichtig verhalten.

Auch wurden Asthmapatienten ohne aktuelle Dauermedikation nicht in die Studie aufgenommen, und Lungenfunktions- sowie klinische Verlaufsdaten lagen nicht vor. Dadurch kann z. B. nicht ausgeschlossen werden, dass Subgruppen von Asthmapatienten doch ein erhöhtes Risiko haben.

Es ist aber plausibel, dass Kinder mit Asthma kein allgemein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-Verlauf haben, zumal auch andere Studien für sie ein geringeres Risiko für eine Krankenhausaufnahme ermittelt haben [Floyd et al. J Allergy Clin Immunol Pract. 2021;9:2077-9.e2].

Der Hinweis, dass bei den meisten minderjährigen Asthmatikern kein erhöhtes Covid-Risiko besteht, ist für die Kommunikation mit Eltern, Patienten und Institutionen wie Schulen besonders wichtig. Die interessante Hypothese, dass Kinder mit Asthma sogar ein geringeres Risiko haben könnten, ggf. durch ICS oder bei Vorliegen eines allergischen Asthmaphänotyps, muss noch bestätigt werden.

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Prof. Dr. med. B. Fritzsching

Schwerpunktpraxis Allergologie und Pädiatrische Pneumologie, Heidelberg