Wenn ältere Patienten mit mehreren Erkrankungen eine Polymedikation verordnet bekommen und zusätzlich vielleicht auch noch freiverkäufliche Präparate einnehmen, sind die potenziellen Interaktionen, Nebenwirkungen und Komplikationen nur noch schwer zu überblicken. Dieses Modul unseres Online-Basiskurses Geriatrie vermittelt Ihnen mit Fallbeispielen wichtiges Hintergrundwissen sowie Strategien zur Optimierung der Pharmakotherapie.

Das Problem mit der Therapietreue

Hätten Sie gewusst, dass die Therapieadhärenz pro Medikament altersunabhängig bei etwa 80-85% liegt und sich die Nonadhärenz bei einer Anzahl von mehr als 4 Medikamenten verdoppelt? Polymedikation ist damit bei allen multimorbiden Patienten eine Herausforderung. Bei Senioren können weitere Faktoren wie Sehprobleme, motorische und kognitive Störungen oder auch Alleinleben die Therapietreue verhindern.

Das Problem mit den Nebenwirkungen

Hätten Sie gewusst, dass unter einer Polymedikation vermehrt unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auftreten? Diese werden ursächlich bei etwa 6-7% aller Vorstellungen in Notaufnahmen vermutet. Hauptverantwortlich sind antithrombotische Mittel, ACE-Hemmer und AT1- sowie Betablocker. Unspezifische UAW wie Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen veranlassen oft die Verordnung weiterer Medikamente zur symptomatischen Therapie und führen damit zu einer unangemessenen Kaskade an Verschreibungen.

Interaktionsdatenbanken bieten Ärzten Hilfe

Hätten Sie gewusst, dass sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Arzneimittelinteraktionen mit jedem eingenommenen Präparat erhöht und dass es ab einer Einnahme von mehr als 5 Wirkstoffen als kaum mehr vorhersehbar gilt. Die Wechselwirkungen werden u. a. über Störungen der Resorption, Verdrängung aus Eiweißbindungen und vor allem durch die Metabolisierung von Arzneimitteln über gleiche Abbausysteme wie das Cytochrom-P450-System hervorgerufen. Um Arzneimittelkombinationen zu überblicken und unerwünschte Wechselwirkungen zu erfassen bzw. auszuschließen, können Interak- tionsdatenbanken wie z.B. www.psiac.de die Arbeit des Arztes unterstützen.

Wichtig: Die Medikamentenvisite

Hätten Sie gewusst, dass mindestens einmal jährlich eine Medikamentenvisite stattfinden sollte, bei der sämtliche Medikamente des Patienten überprüft werden - auch diejenigen, die er von Ärzten anderer Fachrichtungen verordnet bekommen hat und solche, die er ohne ärztliche Verordnung einnimmt? Bei dieser Bestandsaufnahme geht es u. a. um folgende Punkte:

  • Ist das jeweilige Medikament (noch) indiziert?

  • Stimmt die Dosierung?

  • Wie lange soll die Substanz eingenommen werden?

  • Was sind die Präferenzen des Patienten?

  • Sollten Therapieziele neu definiert werden?