Die alten Konnektoren sollten eigentlich ausgemustert und die Arztpraxen über moderne Software an die Telematik-Infrastruktur (TI) angebunden werden. Nun kommt heraus: Es braucht noch mal neue Hardware. Ärztevertreter sind fassungslos.

Auf den Namen "Operation Elektroschrott" hat die Freie Ärzteschaft den geplanten Austausch getauft. Der Verband sieht seine generelle Kritik an der TI bestätigt: "Einst als Datenautobahn für das Gesundheitswesen gepriesen, steht ein Projekt nach dem anderen im Stau." Derweil spricht der Deutsche Hausärzteverband von einer "weiteren Gruselgeschichte" zum Thema TI. Die Betreibergesellschaft gematik habe "spätestens jetzt jegliches Vertrauen der Hausärztinnen und Hausärzte verloren."

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Neue Warnzeichen beim Großprojekt Digitalisierung.

Die Reaktionen machen deutlich: Der Übergang zur "TI 2.0", der bis 2025 abgeschlossen sein sollte, steht bereits heute vor gravierenden Akzeptanzproblemen an der ärztlichen Basis. Grund dafür ist auch eine als unzureichend empfundene Kommunikation: Erst als die "Ärzte Zeitung" von dem geplanten Austausch der Konnektoren Wind bekam und die gematik zur Stellungnahme bat, erklärte diese, dass man sich für den "Hardwaretausch als insgesamt sicherste Lösung" entschieden hätte.

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Grund ist, dass für viele Konnektoren verschiedener Hersteller bereits im Laufe dieses Jahres die fünfjährige Nutzungszeit abläuft. Im nächsten Jahr sind dann weitere Geräte betroffen. Die ursprünglichen Pläne hatten vorgesehen, dass die Zertifikate auf den Karten, die in den Konnektoren verbaut sind (SMC-K), um zwei Jahre verlängert würden.

Das haben die Konnektorhersteller laut gematik aber bisher nicht geschafft. Wie die "Ärzte Zeitung" herausgefunden hat, hätte das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Verlängerung von maximal zwei Jahre mitgetragen; diese Frist sei nun aber nicht mehr einzuhalten.

Austausch eventuell sogar schon früher

In den kommenden zwei Jahren müssen nun nochmals Techniker in die Praxen kommen, um die Konnektoren am Ende ihrer fünfjährigen Laufzeit auszutauschen. Eventuell, so erklärte der GKV-Spitzenverband, könnten Praxen sogar noch früher dran sein - nämlich wenn der Hersteller den Konnektor vor der Auslieferung schon länger auf Lager gehabt habe. Die KBV empfiehlt den Ärzten, sich an ihre Dienstleister vor Ort zu wenden.

Natürlich wird die Aktion auch eine Menge Geld kosten. Der GKV-Spitzenverband geht von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus, für den noch eine Finanzierungsvereinbarung getroffen werden muss. Die Verhandlungen dazu sollen demnächst stattfinden. An den Arztpraxen selbst sollen keine Kosten hängen bleiben.

Übrigens hätten die neuen Konnektoren wieder eine Laufzeit von fünf Jahren. Wie sich die Zwischenlösung auf die Einführung der TI 2.0 auswirken wird, ist derzeit noch nicht absehbar.