Das Engineered Human Myocardium (EHM), umgangssprachlich auch als "Herzpflaster" bezeichnet, ist ein innovativer Ansatz zur Reparatur des Herzmuskels bei der chronischen Herzinsuffizienz mittels pluripotenter Stammzellen. Nach erfolgreichen tierexperimentellen Untersuchungen wurde jetzt erstmals eine klinische Studie gestartet.

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Aktuelle Berichte von den virtuellen Dresdner Herz-Kreislauf-Tagen 2022, 22.1.2022

Die Therapie der chronischen Herzinsuffizienz hat in den letzten Jahren durch die Einführung neuer Medikamente und Devices große Fortschritte erfahren. Doch mit keinem dieser Verfahren gelingt eine Bildung von neuem Herzmuskelgewebe. Ein ganz neuer vielversprechender biologischer Ansatz ist daher das "Herzpflaster" aus Stammzellen, mit dem ein Ersatz des verloren gegangenen Herzmuskelgewebes i. S. einer Reparatur möglich werden könnte.

Bei dem am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Göttingen entwickelten Gewebezuchtverfahren, auch als Tissue Engineering bezeichnet, werden zunächst aus pluripotenten Stammzellen aus Nabelschnurblut Herzmuskel- und Bindegewebszellen induziert und zwar mit Hilfe eines sogenannten Reprogrammierungsverfahren. Diese Zellen sind die Grundlage für die Herstellung eines Herzpflasters, wobei die Zellen mit Kollagen vermischt werden. Ein einzelnes Herzpflaster enthält ca. 40 Millionen Zellen, wobei durch eine Stapelung mehrerer Herzpflaster eine individuelle Dosierung möglich ist. Die Implantation erfolgt über einen minimal-invasiven herzchirurgischen Ansatz am schlagenden Herzen. Das "Herzpflaster" verbleibt dauerhaft im Körper.

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© Universitätsmedizin Göttingen / hzg

Neue Therapieoption bei Herzinsuffizienz: Das aus Stammzellen hergestellte Herzmuskelgewebe.

"In tierexperimentellen vorklinischen Studien zeigte sich, dass mit einem solchen Herzpflaster eine Zunahme der myokardialen Wanddicke verbunden mit einer Verbesserung der Kontraktilität und somit der Auswurffraktion erreicht werden kann, mit anderen Worten die neuen Herzmuskelzellen werden in das schwache Herz integriert", so Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann, Göttingen. Deshalb wurde jetzt erstmals eine klinische Studie (BioVAT-HF-DZHK20-Studie) initiiert.

"Wir hoffen, dass mit diesem innovativen Ansatz auch beim Menschen eine dauerhafte Verbesserung der Herzleistung erreicht werden kann", so Zimmermann.

Quelle: Virtuelle Dresdner Herz-Kreislauf-Tage 2022, 22.1.2022